Politik der EZB Ohne Zins droht das Chaos

Die Nullzinspolitik der EZB zerstört die Basis unseres Wohlstands. Um ein soziales Chaos und das Abgleiten in die monetäre Planwirtschaft zu verhindern, müssen die Zinsen wieder steigen.

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EZB Quelle: dpa

Die Menschen spüren es: Null- oder gar Negativzinsen verheißen nichts Gutes, sie sind „unnatürlich“. Eine ihrer Konsequenzen ist allen sofort einsichtig: Bei einem Nullzins lohnt sich das Sparen nicht mehr, bei einem Negativzins wird es zum Verlustgeschäft. Dramatisch ist das für alle, die ihre Altersvorsorge auf Zinseinkommen aufgebaut haben. Ihnen drohen Versorgungslücken, vielfach sogar Altersarmut.

Für Unternehmen bedeutet das Wegschrumpfen des Zinses zum Beispiel, dass die Barwerte ihrer Pensionsverbindlichkeiten ansteigen: Künftige Pensionsverpflichtungen sind jetzt mit einem immer niedrigeren Zins abzuzinsen. Das wiederum schmälert das Eigenkapital. Die Kreditqualität der Unternehmen verschlechtert sich. Ihre Kapitalkosten steigen an - mit negativen Folgen für Investitionen und Beschäftigung.

Auf den Finanzmärkten richten die Null- beziehungsweise Negativzinsen ein Informationschaos an. Die Preise für Aktien, Anleihen und Derivate blähen sich auf. Die verzerrten Preissignale verleiten die Marktakteure zu fehlerhaften Entscheidungen - beispielsweise im Schuldpapiermarkt, wo Anleger de facto überschuldeten Staaten und Banken weiterhin Geld leihen, ohne dafür entsprechend kompensiert zu werden.

Zur Person

Die Produktions- und Beschäftigungsstruktur der Volkswirtschaft wird verzerrt. Der Güteroutput wird nicht mehr an den dringendsten Wünschen der Nachfrager ausgerichtet. Fehlinvestitionen, Kapitalverschwendung stellen sich ein. Die Volkswirtschaft gerät geradezu in einen Blindflug. Das Wirtschaftsgebäude, errichtet mit extrem niedrigen oder gar negativen Zinsen, ist instabil, bekommt früher oder später Risse und wird einstürzen.

Was man über den Zins wissen sollte

Die niedrigen Zinsen sind kein „natürliches“ Ereignis. Sie sind das Ergebnis gezielter Zentralbankpolitik. Beispielsweise hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Zins für die Überschussguthaben, die Banken bei der EZB halten, auf -0,4 Prozent gesenkt. Um dem Strafzins zu entkommen, kaufen Banken nun Staatsanleihen. Das bläht deren Kurse auf und zieht ihre Rendite auf und zuweilen sogar unter die Nulllinie.

Zudem kauft die EZB Schuldpapiere im Kapitalmarkt. Vor allem auch dadurch werden die Kurse der Schuldpapiere in die Höhe getrieben und deren Verzinsung herabgedrückt. Die EZB beschränkt sich bei ihren Käufen mittlerweile nicht mehr auf Staatsanleihen. Auch verbriefte Bankkredite in Form von „Asset Backed Securities“ (ABS) und Unternehmensanleihen erwirbt sie und gibt dafür neu geschaffene Euros aus.

Banken erhalten bald Kredite von der EZB, die mit einem Negativzins ausgestattet sind: Die Geldhäuser verdienen, wenn sie sich bei der EZB verschulden. Sie erhalten damit einen Anreiz, insbesondere Staatsanleihen zu kaufen. Das verstärkt den Zinsabwärtssog in den Märkten. Kaufen Banken mit dem neu erhaltenen Geld Wertpapiere im Ausland, gerät zudem auch noch der Euro-Außenwert unter Abwertungsdruck.

Wie problematisch das Herunterdrücken des Zinses ist, wird deutlich, wenn man sich das Wesen des Zinses vor Augen führt. Der Marktzinssatz ergibt sich aus Angebot von und Nachfrage nach Ersparnissen. Er hat verschiedene Komponenten: die Inflations-prämie, die Kreditausfallprämie und vor allem den „natürlichen Zins“. Der Marktzins kann auf null Prozent oder auch darunter fallen, der natürliche Zins aber nicht.

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