




Deshalb werden auch Sanktionen nicht stechen. Mit deren Vorschlag beruhigen immer mehr EU-Politiker ihr Gewissen - man kann doch als Europäer nicht einfach zusehen, oder? Im Gespräch ist ein Einreiseverbot für Janukowitsch und seine Mannen, was ein Leichtes wäre. Aber der Kiewer Potentat hat größere Probleme als dass ihm jemand den Skiurlaub in Kitzbühel verhagelt. Auch der Vorschlag, die Finanzströme aus dem Präsidenten-Umfeld trockenzulegen, steht im Raum. Das Geld aber wird längst in der Schweiz, Hongkong, Moskau oder den Cayman-Inseln liegen, sicher nicht länger in Frankfurt bei der Deutschen Bank.
Sanktionen sind ein stumpfes Schwert. Hart hingegen würde es Janukowitsch treffen, wenn sich der Kreml von Kiew lossagt. Für EU-Politiker, die seit einigen Jahren ihr blanker Hass auf den eigenwilligen Möchtegern-Partner Wladimir Putin vereint, ist die Entwicklung einer gemeinsamen Ukraine-Strategie mit Russland der denkbar schwierigste Weg. Er würde erfordern, dass man mit Moskau ernsthaft verhandelt und gemeinsame Interessen in der Nachbarschaft auslotet. Mit Putin, dem Teufel! Dass es mit Russland gemeinsame Interessen gibt, können sich viele im Westen nicht mehr vorstellen. Doch auch Putin kann kein Interesse daran haben, dass die Ukraine in einem Bürgerkrieg versinkt.
Europa
Handeln muss jetzt Berlin – denn die EU-Kommission nimmt Moskau auf absehbare Zeit sowieso niemand ernst. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hingegen traut man in Moskau sehr viel mehr Einfühlsamkeit für russische Interessen zu als CDU-Politikern oder den Werte-Rittern in Brüssel. Mit dem viel gescholtenen Gernot Erler (SPD) hat die Bundesregierung einen Ost-Experten, der der russischen Sprache mächtig ist.
Es mag vielen nicht gefallen, aber die Ukraine-Krise kann nur im Einvernehmen mit Moskau gelöst werden. Für die Bundesregierung ist es jetzt an der Zeit zu zeigen, wie eine aktive Außenpolitik mit mehr Verantwortung in der Welt ausgestaltet werden kann.