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Referendum Schottland sagt "No" zur Unabhängigkeit

Die schottische Unabhängigkeitsbewegung hat das Referendum über die Loslösung von Großbritannien verloren. Nach ersten Stimmenauszählung kamen die Unabhängigkeitsgegner auf rund 54 Prozent der Stimmen, die Befürworter auf 46 Prozent.

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Die schottische Unabhängigkeitsbewegung hat das Referendum über die Loslösung von Großbritannien verloren. Quelle: dpa

Die Schotten sagen „No“ - und auch die Regierungen in Europa atmen auf. Die schottische Unabhängigkeitsbewegung hat das Referendum über die Loslösung von Großbritannien verloren. Die stellvertretende Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon räumte die Niederlage am frühen Freitagmorgen in der BBC ein. Nach Auszählung von 29 der 32 Wahlbezirke lagen die Befürworter eines Verbleibs im Vereinigten Königreich bei 55 Prozent. Das offizielle Endergebnis des Referendums vom Donnerstag wurde für die kommenden Stunden erwartet.

„Jedes Mitglied der Yes-Kampagne ist tief enttäuscht. Aber Schottland hat sich für immer verändert“, sagte Sturgeon. Der Regierung in London um Premierminister David Cameron ist es damit gelungen, die Abspaltungstendenzen des ölreichen Schottlands erfolgreich abzuwehren.

Die schönsten Titelseiten zum Referendum
In Schottland hat das historische Referendum über die Unabhängigkeit des Landes begonnen. Seit 8.00 Uhr können die mehr als vier Millionen Stimmberechtigten für oder gegen eine Loslösung von Großbritannien stimmen. Sollten sich die Separatisten durchsetzen, würde sich die Union mit England und Wales nach 307 Jahren auflösen, titelt „The Independent“, eine der größten britischen Tageszeitungen. Auch die anderen britischen Zeitungen kennen auf ihren Titelseiten heute kein anderes Thema. Quelle: Handelsblatt Online
Die letzten Umfragen vor dem Schottland-Referendum sahen die Gegner der Unabhängigkeit knapp vorn. 53 Prozent der Befragten wollten Nein sagen zur Abspaltung Schottlands vom Vereinigten Königreich und 47 Prozent Ja, ermittelte das Meinungsforschungsinstitut „Survation“ in der vergangenen Woche. Ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen dem Anführer der „Schottischen Nationalpartei“, Alex Salmond, und dem Wortführer der „No-Kampagne“, Alistair Darling. Die beiden blicken entschlossen von der Titelseite des „Daily Record“, einer der größten schottischen Tageszeitungen. Quelle: Handelsblatt Online
Schottland mit seinen 5,3 Millionen Einwohnern ist eines der ältesten Länder der Welt. Im Jahr 843 wurde Kenneth MacAlpin erster König Schottlands. Mehr als 850 Jahre lang war Schottland unabhängig, auch wenn es zwischenzeitlich mit England einige Kriege um diese Unabhängigkeit ausfocht. „Day of destiny“ (Schicksalstag) titelt die drittgrößte Tageszeitung Englands „The Guardian“. Quelle: Handelsblatt Online
Über die Zukunft Schottlands darf heute jeder abstimmen, der das 16. Lebensjahr vollendet hat, Brite, Bürger der Europäischen Union oder des Commonwealth ist, offiziell in Schottland lebt und sich für die Wahl registrieren lassen hat. Schotten im Ausland können keine Stimme abgeben. Klassisch nachrichtlich macht die „Times“ auf. Quelle: Handelsblatt Online
Falls Schottland unabhängig wird, wären viele Fragen noch offen: Wäre Schottland automatisch Mitglied der Europäischen Union? Und welche Währung hätte es? Auch wie es mit der Flagge Großbritanniens weitergehen würde, ist unklar. Denn das Blau in der Fahne symbolisiert die Mitgliedschaft Schottlands im Vereinigten Königreich. Wie eine neue Fahne aussehen könnte, zeigt die Boulevardzeitung „Daily Mirror“. Quelle: Handelsblatt Online
Die Gegner der Unabhängigkeit befürchten, dass der Verlust des britischen Binnenmarktes negative Auswirkungen auf die Wirtschaft hätte. Bis zu 600.000 Arbeitsplätze seien in Gefahr. Auch das britische Pendant zur Bild, die „Sun“ , ist gegen die schottische Unabhängigkeit, wie das heutige Titelblatt zeigt. „Besser zusammen“ schreibt die „Sun“ im typischen Boulevardstil sowohl über Prinz Harrys Beziehung als auch über das schottische Referendum. Quelle: Handelsblatt Online
Die Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung sagen hingegen Vorteile für die Wirtschaft voraus, sollte sich Schottland abspalten. Das Land könne mit der Förderung der schottischen Ölreserven Wohlstand schaffen. Auf dem Cover der „Daily Telegraph“ wehen die britische und die schottische Flagge. Quelle: Handelsblatt Online

Die Meinungsumfragen vor der Abstimmung hatten wochenlang ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen beider Lager vorhergesagt.

Die Schottische Nationalpartei von Ministerpräsident Alex Salmond, die vehement für die Unabhängigkeit eingetreten war, konnte in ihren Hochburgen nach ersten Analysen nicht genügend Wähler mobilisieren. „Gut gemacht, Glasgow, unsere Commonwealth-Stadt, und an die Menschen von Schottland für solch eine unglaubliche Unterstützung“, schrieb Salmond bei Twitter. Große Städte wie die Metropole Glasgow oder Dundee stimmten zwar mehrheitlich für die Abspaltung von Großbritannien. Glasgow, die mit rund 600 000 Einwohnern größte Stadt Schottlands, hatte mit 53 Prozent für die Unabhängigkeit gestimmt. Die Wahlbeteiligung war aber hier nicht hoch genug, um das Ergebnis aus anderen Regionen umkehren zu können.

Bei einer insgesamt sehr hohen Wahlbeteiligung hatten sich am Donnerstag in Stoßzeiten lange Schlangen vor den Wahllokalen in den 32 Wahlbezirken Schottlands gebildet. Das Thema hatte die Bevölkerung in dem Fünf-Millionen-Einwohner-Land im Norden Englands monatelang elektrisiert.

Insgesamt hatten sich fast 4,3 Millionen Wähler registriert - mehr als jemals zuvor in Schottland. Bei einer sehr hohen Wahlbeteiligung hatten sich am Donnerstag in Stoßzeiten lange Schlangen vor den mehr als 5500 Wahllokalen in 2608 Einrichten der 32 Wahlbezirke Schottlands gebildet. Das Thema hatte die Bevölkerung in dem Fünf-Millionen-Einwohner-Land im Norden Englands monatelang elektrisiert.

Großbritannien wird sich nach dem Referendum in Schottland dennoch verändern. Denn immerhin 1,6 Millionen Schotten wollten sich aus der Gemeinschaft verabschieden. Premierminister Cameron und die Chefs der anderen großen Westminster-Parteien versprachen den bereits teilautonomen Schotten im Falle eines „Neins“ zur Unabhängigkeit noch mehr Selbstbestimmung. Dieser „Schwur“ rief sofort Proteste in anderen Landesteilen herauf. Der Ministerpräsident von Wales wollte noch am Freitag in einer Pressekonferenz seinen Forderungskatalog vorstellen.

Das schottische Referendum

In England selbst bekommt Cameron Druck aus der eigenen Fraktion. Die Abgeordneten in den vernachlässigten Regionen außerhalb Londons, die sich bei der Parlamentswahl im Mai zur Wiederwahl stellen, wollen auch ihren Wählern etwas anbieten können. Die Diskussionen begannen am Freitag bereits, als die Ergebnisse noch nicht einmal richtig feststanden.

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