
Die Schotten sagen „No“ - und auch die Regierungen in Europa atmen auf. Die schottische Unabhängigkeitsbewegung hat das Referendum über die Loslösung von Großbritannien verloren. Die stellvertretende Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon räumte die Niederlage am frühen Freitagmorgen in der BBC ein. Nach Auszählung von 29 der 32 Wahlbezirke lagen die Befürworter eines Verbleibs im Vereinigten Königreich bei 55 Prozent. Das offizielle Endergebnis des Referendums vom Donnerstag wurde für die kommenden Stunden erwartet.
„Jedes Mitglied der Yes-Kampagne ist tief enttäuscht. Aber Schottland hat sich für immer verändert“, sagte Sturgeon. Der Regierung in London um Premierminister David Cameron ist es damit gelungen, die Abspaltungstendenzen des ölreichen Schottlands erfolgreich abzuwehren.





Die Meinungsumfragen vor der Abstimmung hatten wochenlang ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen beider Lager vorhergesagt.
Die Schottische Nationalpartei von Ministerpräsident Alex Salmond, die vehement für die Unabhängigkeit eingetreten war, konnte in ihren Hochburgen nach ersten Analysen nicht genügend Wähler mobilisieren. „Gut gemacht, Glasgow, unsere Commonwealth-Stadt, und an die Menschen von Schottland für solch eine unglaubliche Unterstützung“, schrieb Salmond bei Twitter. Große Städte wie die Metropole Glasgow oder Dundee stimmten zwar mehrheitlich für die Abspaltung von Großbritannien. Glasgow, die mit rund 600 000 Einwohnern größte Stadt Schottlands, hatte mit 53 Prozent für die Unabhängigkeit gestimmt. Die Wahlbeteiligung war aber hier nicht hoch genug, um das Ergebnis aus anderen Regionen umkehren zu können.
Bei einer insgesamt sehr hohen Wahlbeteiligung hatten sich am Donnerstag in Stoßzeiten lange Schlangen vor den Wahllokalen in den 32 Wahlbezirken Schottlands gebildet. Das Thema hatte die Bevölkerung in dem Fünf-Millionen-Einwohner-Land im Norden Englands monatelang elektrisiert.
Insgesamt hatten sich fast 4,3 Millionen Wähler registriert - mehr als jemals zuvor in Schottland. Bei einer sehr hohen Wahlbeteiligung hatten sich am Donnerstag in Stoßzeiten lange Schlangen vor den mehr als 5500 Wahllokalen in 2608 Einrichten der 32 Wahlbezirke Schottlands gebildet. Das Thema hatte die Bevölkerung in dem Fünf-Millionen-Einwohner-Land im Norden Englands monatelang elektrisiert.
Großbritannien wird sich nach dem Referendum in Schottland dennoch verändern. Denn immerhin 1,6 Millionen Schotten wollten sich aus der Gemeinschaft verabschieden. Premierminister Cameron und die Chefs der anderen großen Westminster-Parteien versprachen den bereits teilautonomen Schotten im Falle eines „Neins“ zur Unabhängigkeit noch mehr Selbstbestimmung. Dieser „Schwur“ rief sofort Proteste in anderen Landesteilen herauf. Der Ministerpräsident von Wales wollte noch am Freitag in einer Pressekonferenz seinen Forderungskatalog vorstellen.
Das schottische Referendum
2011 fuhr Alex Salmond, der Kopf der Scottish National Party (SNP), ein überragendes Ergebnis bei der Wahl des schottischen Parlaments ein. Er und seine Partei errangen die absolute Mehrheit. Im selben Jahr noch forderte Salmond ein Referendum über ein unabhängiges Schottland. Der britische Premierminister David Cameron genehmigte das Referendum.
Für ein unabhängiges Schottland tritt die SNP bereits seit 80 Jahren ein.
Bis vor wenigen Wochen schien die Separatisten-Bewegung um die SNP kaum Chancen auf ein „Ja“-Votum zur Unabhängigkeit zu haben.
Doch die Kampagne der Unionisten, die von der konservativen Tory-Partei, den Liberaldemokraten und weiten Teilen der Labour-Partei angeführt wird, hat im Wahlkampf zu sehr darauf gesetzt, den Schotten vorzubeten, welche Schreckensszenarien die Unabhängigkeit mit sich brächte. Damit hat sie wenige Wochen vor dem Referendum maßgeblich dazu beigetragen, dass die Separatismus-Bewegung unter den Schotten an Zuspruch gewinnt. Die Unionisten und die Separatisten vereinen nahezu gleich viele Befürworter auf einander.
Am 18. September hat die SNP erstmals eine realistische Chance, ihr Ziel – ein unabhängiges Schott – zu erreichen.
Am Morgen des 19. Septembers wird das Ergebnis des Referendums voraussichtlich bekannt gegeben.
In England selbst bekommt Cameron Druck aus der eigenen Fraktion. Die Abgeordneten in den vernachlässigten Regionen außerhalb Londons, die sich bei der Parlamentswahl im Mai zur Wiederwahl stellen, wollen auch ihren Wählern etwas anbieten können. Die Diskussionen begannen am Freitag bereits, als die Ergebnisse noch nicht einmal richtig feststanden.