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Regulierung EU nimmt Ratingagenturen in den Schwitzkasten

EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier legt einen umfassenden Regulierungskatalog vor. Doch es ist unklar, inwieweit die Qualität von Ratings dadurch tatsächlich steigt.

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Michel Barnier Quelle: dpa

Verheerender hätte das Timing kaum sein können. Nicht einmal eine Woche bevor EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier am heutigen Dienstag seinen Vorschlag zur weiteren Regulierung der Rating-Agenturen vorlegt, stufte Branchenriese Standard &Poor´s Frankreich am vergangenen Donnerstag versehentlich zurück. Das Unternehmen korrigierte das technische Problem zwar nach einer Stunde und vierzig Minuten.

Aber all jene, die Rating-Agenturen stärker an die Kandare nehmen wollen, fühlten sich durch die Panne bestätigt. Barnier selbst sprach von einem „ernsthaften Vorfall“ und betonte mit Blick auf die Branche: „Dies stärkt meine Überzeugung, dass Europa strenge und rigorose Regeln verabschieden muss.“

Die Grundlagen dafür wird Barnier nun vorlegen. Der Vorschlag hat es in sich. Rating-Agenturen müssten danach ihre Methodologie der europäische Wertpapieraufsicht Esma nicht nur vorlegen, sondern auch von ihr absegnen lassen. Barnier strebt einen einheitlichen Kriterienkatalog an. Der französische Kommissar will außerdem ein Rotationsprinzip einführen.

Ratings aussetzen?

Nur noch drei Jahre hintereinander sollen Rating-Agenturen einen Staat oder ein Unternehmen bewerten können. Barnier will auf diesem Wege „Interessenkonflikte signifikant mindern“. Die Inspiration für die Pflicht zum Wechsel kommt aus der Wirtschaftsprüferbranche, wo Barnier Ähnliches erwägt.

Der Kommissionsvorschlag sieht außerdem vor, dass Ratings ausgesetzt werden können, etwa wenn ein Land Finanzhilfe von der EU bekommt. Anleger sollen außerdem die Möglichkeit bekommen, bei „unkorrekten“ Ratings Schadenersatz einzuklagen.

Der Branche behagt es nicht, von Brüssel derart in den Schwitzkasten genommen zu werden. Bereits vor der offiziellen Vorlage der Vorschläge hat sich Moody´s Chief Operating Officer Michel Madelain in einem Schreiben an Jacek Rostowski, den amtierenden Vorsitzendes des Rats der europäischen Finanzminister, katastrophale Auswirkungen skizziert, sollten die Vorschläge in ihrer aktuellen Form in Kraft treten.

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