




Auf diesen Augenblick hat Europa drei Jahre lang gewartet: Am 15. Dezember wird Irland aus dem Euro-Krisenregime entlassen.
"Dies ist ein bedeutender Tag, von dem viele dachten und einige fürchteten, dass er niemals erreicht wird", sagt Irlands Finanzminister Michael Noonan von der Fine-Gael-Partei. Doch die Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Europäischen Zentralbank und der EU haben in ihrem elften und vorletzten Bericht über die Sanierung des Landes den Weg dazu freigemacht.
2010 war Irland als zweites Euro-Land nach Griechenland unter den provisorischen Rettungsschirm EFSF geflüchtet. Das Platzen der Immobilienblase hatte die Banken auf der Grünen Insel in die Pleite getrieben. Der Staat übernahm daraufhin einen Großteil der Schulden – und geriet so selbst in Not.
Sieben Sparhaushalte seit 2008
Um die drohende Staatspleite zu verhindern, stützten EU und IWF das Krisenland mit Krediten in Höhe von 67,5 Milliarden Euro.

Seit Beginn der Krise 2008 hat die Regierung sieben Sparhaushalte vorgelegt und damit die Staatsausgaben um rund 28,5 Milliarden Euro gesenkt. Craig Beaumont, Chef der Irland-Mission beim IWF, fordert die Regierung in Dublin auch weiterhin zu Sparsamkeit auf: "Die Ausgabedisziplin muss – vor allem im Gesundheitswesen – beibehalten werden, um sicherzustellen, dass das Ziel eines Haushaltsdefizits von 7,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr eingehalten werden kann." 2014 soll das Defizit dann auf 4,8 Prozent und bis 2015 unter 3,0 Prozent des BIPs sinken.
"Eine Verbreiterung der Steuerbasis, Reformen im Gesundheitswesen und gezielte Unterstützung für die sozial Schwächsten würden helfen, die nötige Konsolidierung in einer anhaltenden und wachstumsfreundlichen Weise umzusetzen", empfiehlt der IWF-Experte.
Mit großem Finanzpolster
Die irische Regierung hat sich entschlossen, den Rettungsschirm ohne Sicherheitsnetz zu verlassen. Von der Überlegung, den Übergang mit einem Notfallkredit von zehn Milliarden Euro abzusichern, hat sie Abstand genommen. Das ist riskant, denn das Vertrauen der Märkte könnte womöglich doch nicht ganz ausreichen, um das Land bei tragbaren Zinsen zu finanzieren. "Irland hätte sich aber nicht gegen den Notfallkredit entschieden, wenn es dieses Risiko für groß halten würde", sagte Michael Hasenstab, dessen Fonds, Franklin Templeton, irische Anleihen im Wert von mehr als neun Milliarden Euro hält. Derzeit verfügt Irland über ein Finanzpolster von mehr als 20 Milliarden Euro. Dem steht 2014 eine geplante Neuverschuldung in Höhe von 9,6 Milliarden Euro gegenüber; rund sieben Milliarden Euro sind für den Schuldendienst eingeplant. Dennoch dürfte die nationale Schuldenagentur NTMA laut Noonan im Februar versuchen, die Kapitalmärkte anzuzapfen. Geht alles glatt, dann wird sie 2014 wohl zwischen sechs und zehn Milliarden Euro aufnehmen. Die NTMA hatte sich in den vergangenen Monaten mehrmals Geld an den Kapitalmärkten geborgt und musste dafür weniger Zinsen bezahlen als Spanien, Portugal oder Italien.