Rumänien So läuft der Betrug mit EU-Fördergeldern

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„Der Architekt wollte das Projekt auf dem Papier teurer machen“

Die ersten Irritationen begannen, als der Architekt Dornauer die Kostenrechnung vorlegte. „Der Architekt schlug mir vor, dass wir das Projekt auf dem Papier teurer machen können, um mehr Fördermittel zu bekommen“, sagt Dornauer. Er lehnte das Angebot ab. 

Journalist Cana kennt die Masche mit dem Hochrechnen der Kosten von zahlreichen anderen Projekten. „Diese Betrugsform ist sehr oft anzutreffen. Statt der angegebenen teuren Materialien werden dann einfach billigere verbaut. Die Differenz teilen sich die Partner dann untereinander auf“, so Cana. 

Nachdem er das Ansinnen des Architekten abgelehnt hatte, stieß Dornauer auf weitere Probleme. So wollte ein Beamter aus der Gegend, der von dem Bauprojekt erfahren hatte, Dornauer treffen. Schon der Ort des Treffens bereitete dem deutschen Unternehmern Unbehagen: In einer Bauruine soll das Treffen stattgefunden haben. „Mein Handy musste ich vorher einer Begleitperson des Beamten aushändigen“, erzählt Dornauer.

Der Beamte schlug Dornauer schließlich vor, dass er sein Bauprojekt beschleunigen und die Zusage der EU-Fördermittel garantieren könne. Er würde entsprechende Entscheidungsträger kennen. 10.000 Euro wollte er für diese Dienste haben. 5000 Euro sofort, 5000 Euro nach erfolgreicher Bewilligung als Prämie. Dornauer lehnte ab. Nach Querelen mit seinem Projektpartner ließ Dornauer letztlich ganz die Finger von der Errichtung der Pension. Auf den Kosten für den Architekten und die Rumänien-Reisen blieb er sitzen. 

Überprüfen lassen sich die Angaben Dornauers nicht. Weder den Architekten noch den Beamten konnte die WirtschaftsWoche ausfindig machen. Dass die Angaben Dornauers plausibel sind, bestätigt jedoch Journalist Cana. „Nicht selten werden Schmiergeldzahlungen an Entscheidungsträger oder deren Umfeld geleistet, um die Förderung durch EU-Gelder sicherzustellen“, sagt Cana.

Schlechte Erfahrungen mit EU-Fördermitteln hat auch der deutsch-rumänische Unternehmer Manfred Engelmann gemacht. Früher half er mit seiner Beraterfirma Engelmann Consult deutschen Unternehmen, in Rumänien Fuß zu fassen. Als 2015 das Recycling-Geschäft in Rumänien große Gewinne versprach, wollte Engelmann mitmischen. Angelockt durch die EU-Mittel und eine rumänische Partnerin investierte er in ein Recycling-Projekt. 

Was Engelmann damals noch nicht wusste: Die Geschäftspartnerin war eine mutmaßliche Betrügerin. In zahlreichen Fällen hatte sie Geschäftspartner hohe Profite durch EU-Mittel in Aussicht gestellt. Als 2015 erste Ermittlungen gegen sie begannen, setzte sie sich ab. Heute wird sie in Dubai vermutet. Auf seinem Schaden von rund 50.000 Euro blieb Engelmann sitzen. 

Auch der studierte Architekt Cristof Labancz hat für diverse Projekte um EU-Fördermittel angesucht. Bewilligt wurden seine Projekte allerdings nie. Den omnipräsenten Schildern mit dem EU-Sternenbanner können er und viele andere Rumänen deshalb wenig Gutes abgewinnen.

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