Schuldenkrise Verzockt - Wie Pleitebanken Europa in die Knie zwingen

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Die Bank hat praktisch Jedem Kredit gewährt

Wo das Geld jetzt sicher ist
Bargeld Quelle: Sebastian_Wolf
Goldbarren und -münzenDas Edelmetall ist die Notfallreserve außerhalb des Finanzsystems schlechthin. Wer mit dem Schlimmsten rechnet, hofft, dass er kleinere Goldmünzen gegen Lebensmittel oder Medikamente tauschen kann, wenn Banken ihn nicht mehr mit Bargeld versorgen. Verwahren Anleger ihr Gold allerdings im Bankschließfach, kann es nach einer Bankpleite dauern, bis sie Zugriff bekommen. In Krisenzeiten fällt der Goldpreis mitunter. Großanleger wie Hedgefonds müssen ihren Goldbestand verkaufen, um flüchtende Anleger auszuzahlen. Da in Panikphasen andere Anlagen wie Aktien oder Anleihen stark an Wert verlieren oder illiquide werden, ist Gold dann eine der wenigen Anlagen, die sie noch zu Geld machen können. Quelle: dpa
Spareinlagen: Sparkassen/VolksbankenIhren Kunden versprechen Sparkassen, Landesbanken sowie Genossenschaftsbanken, dass sie Pleiten der zu ihrer jeweiligen Gruppe gehörenden Institute im Vorfeld verhindern. Meist geschieht das über Fusionen von schwachen mit stärkeren Mitgliedern. Kommt es zu keiner Pleite, muss auch kein Geld gerettet werden. Dadurch sollen auch Zertifikate und Anleihen vor einem Totalverlust sicher sein. Das ist ein Unterschied zu anderen Einlagensicherungssystemen. Die Solidarität funktionierte bislang, könnte aber bei der Schieflage großer Institute überstrapaziert werden. Quelle: dpa
Fresenius Quelle: Pressebild
Deutsche Börse Quelle: dapd
Investmentfonds Quelle: Wolfgang - S - Fotolia
Sparschwein Quelle: Edel Rodriguez


„Wir haben 45 Tage Zeit, einen Plan zu entwickeln, wie die Bank abgewickelt werden soll. Den stellen wir dann der Europäischen Kommission vor, die ihr Okay geben muss“, erklärt Schuster. Der Grund: Garantien in Höhe von 540 Millionen Euro, die die Bank derzeit liquide halten, kommen von der Nationalbank. Die wiederum bedient sich aus Mitteln der „Emergency Liquidity Assistance“, kurz: ELA, einer paneuropäischen Einrichtung. Banken in Belgien, Griechenland, Irland und Zypern haben ELA-Leistungen bisher in Anspruch genommen. Nun gehört auch Slowenien zu diesem wenig ruhmreichen Klub. Doch die Entscheidung der Euro-Partner, Geld abrufen zu dürfen, ist vorerst nur temporär.

„Die Lage in Slowenien ist ernst“, sagt Schuster. Nicht nur „seine“ Bank, auch die „Probanka d.d.“ wird abgewickelt. Weitere Großbanken des Landes werden derzeit unter die Lupe genommen und sollen rekapitalisiert werden. Bis zu 7,5 Milliarden Euro, mehr als ein Fünftel der Wirtschaftsleistung Sloweniens, könnten benötigt werden.

Wissenswertes über Slowenien

„Wir müssen die Entwicklung abwarten“, sagt Schuster. Wichtig sei, dass die Bürger die Ruhe bewahren. „Die kontrollierte Auflösung hat zur Folge, dass die Regierung für alle Einlagen zu 100 Prozent haftet. Egal, wie hoch die Sparguthaben sind.“ Alles Weitere sei Spekulation. Es gelte nun, die eigenen Hausaufgaben zu machen. Dazu gehört auch: Das Kreditvolumina drastisch runterzufahren. Bei den solventen Kunden ist das kein Problem. Die gehen freiwillig bzw. sind längst weg. „Wir haben die Bilanzsumme von über 900 Millionen Euro gleich in den ersten Tagen um einen zweistelligen Millionenbetrag reduziert“, sagt Schuster.

Weitere Millionen könne man wohl noch recht einfach drücken, doch dann werde es schwierig. Mehr möchte Schuster nicht sagen. WirtschaftsWoche Online hat mit slowenischen Journalisten, ehemaligen Mitarbeitern der „Factor Banka“ und Behördenmitarbeiter gesprochen. Was dabei zu Tage kommt, ist erschreckend.

Die Bank hat unmittelbar nach der Jahrtausendwende praktisch Jedem Kredit gewährt – und darüber hinaus einen dreistelligen Millionenbetrag in Großprojekten verzockt. „Man habe sich verkalkuliert“, räumt eine Ex-Führungskraft ein, die sich und ihre ehemaligen Chefs schützen und anonym bleiben will. Der ehemalige Mitarbeiter verrät: Rund 300 Millionen Euro, ein Drittel des gesamten Kreditportfolios, seien in Immobilienprojekten versenkt worden. Vor allem in Slowenien, in Bulgarien und im Kosovo.

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