




Die wirtschaftliche Schwäche des Landes erhöht das gegenwärtige Ausmaß der Verschuldung. Der seit fünf Jahren anhaltende Rückgang des BIP hat zu immer niedrigen Steuereinnahmen und immer höheren Transferleistungen geführt. Nach Schätzung des IWF haben diese zyklischen Einwirkungen auf Einnahmen und Ausgaben das gesamte Defizit gemessen am griechischen BIP um fast fünf Prozent erhöht. Rechnet man das heraus, würde der griechische Staatshaushalt dieses Jahr ein Plus von 0,6 Prozent gemessen am BIP ausweisen.
Daraus folgt aber auch, dass im Falle des Ende der gegenwärtigen Rezession die griechische Staatsverschuldung zurückgehen würde, sowohl absolut wie auch in Relation zum BIP. Allgemeiner gesprochen, wächst ja die Staatsverschuldung eines jeden Landes mit dem Umfang seines Haushalts und geht mit dem Umfang eines Überschusses im Haushalt zurück.
Sogar in einer Volkswirtschaft mit einem insgesamt gerechnet defizitären Staatshaushalt wird das Verhältnis der Staatsverschuldung zum BIP zurückgehen, wenn das nominale BIP schneller wächst als die Verschuldung. Im griechischen Fall, bei einem Haushaltsdefizit von 4,1 Prozent gemessen am BIP und einem 170 Prozent Staatsverschuldung im Vergleich zum BIP, würde dieser Prozentsatz zurückgehen, wenn Inflation und inflationsbereites BIP-Wachstum zusammen mehr als 2,4 Prozent betragen würde. Mit anderen Worten: Nachdem Griechenland jetzt ein primäres Haushaltsdefizit von null erreicht hat, wird seine Schuldenlast sinken, wenn es eine nominale Wachstumsrate erreicht, die über den durchschnittlichen Zinssatz für seine Staatsschulden hinausgeht.
Europa
Haushaltsdefizite und die daraus folgende Staatsverschuldung sind nicht nur an und für sich wichtig. Sie sind auch ein Bestandteil eines Leistungsbilanzdefizits, also der Differenz zwischen dem Ausmaß der inländischen Investitionen von Unternehmen und Haushalten und dem für die Finanzierung dieser Investitionen gesparten Geld. Dieser Betrag, zu dem die Ersparnisse der Unternehmen und der Haushalte gehören, geht um das Geld zurück, das in die Finanzierung der Staatsschulden fließt.
Im Fall Griechenlands übersteigen die Ersparnisse von Unternehmen und Privathaushalten den Umfang der Investitionen in Unternehmenstätigkeit und Bautätigkeit gerade in dem Maße, dass das die Geldaufnahme des Staates aufwiegt, und daraus ergibt sich ein sehr kleiner Überschuss der Leistungsbilanz. Anders gesagt, ist Griechenland darum jetzt in der Lage, sein gegenwärtiges Konsum- und Investitionsniveau unter Einschluss aller staatlichen und privaten Ausgaben zu finanzieren, ohne dafür Kapitalzufluss aus dem Rest der Welt zu benötigen.
Für die Zukunft prognostiziert der IWF, dass Griechenland von jetzt an über mehrere Jahre einen allmählich wachsenden Primärüberschuss und ein allmählich zurückgehendes Gesamtdefizit aufweisen wird. Falls Griechenland aber unfähig sein sollte, seine wirtschaftliche Wachstumsrate zu steigern, wird es beim Budgetdefizit bleiben und die Gesamtverschuldung in Relation zum BIP annähernd so hoch bleiben wie bisher.