Schuldenkrise Griechenlands Wirtschaft nutzt ihre Chancen nicht

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Konkurrenzdenken funktioniert scheinbar nicht

Die größten Nettoempfänger der EU
Ein bulgarischer Landwirt hält eine Nationalflagge während Protesten in Sofia Quelle: dpa
Eine Frau mit einer Rumänischen Flagge Quelle: dapd
Blitze über Bratislava Quelle: dpa
Die Altstadt von Vilnius Quelle: AP
Blick aus dem Rathausturm in Prag Quelle: dpa
Die Projektion der portugiesischen auf einem historischen Gebäude Quelle: REUTERS
Das ungarische Parlament Quelle: dpa

Ein weiteres Problem der Griechen: Kartelle – oftmals auch aus dem Ausland. "Warum kostet ein Liter Milch oder eine Butter deutlich mehr als im Rest von Europa? Warum ist der IKEA in Griechenland der teuerste in ganz Europa? Warum kostet es dreimal so viel, ein Paket von der griechischen DHL Tochter nach Deutschland zu schicken, als von der deutschen Muttergesellschaft nach Griechenland zu schicken?", fragt Stolz. "Hier spielen doch letztendlich kapitalistische Interessen eine maßgebliche Rolle".

Eine Besonderheit der Griechen: Konkurrenzdenken funktioniere scheinbar im Gegensatz zu anderen Ländern nicht. "Die Preise vieler Produkte werden absichtlich ungerecht hoch gehalten", so Stolz. Es sei deshalb ein wichtiger Schritt, hier einschneidende Veränderungen durchzusetzen. Zudem seien viele mittelständische Unternehmen von einem "alten Denken" geprägt: "Die Griechen gehen meist noch davon aus, dass Kontakte zu anderen einflussreichen Griechen der Weg zu einem erfolgreichen Unternehmen sind. Man versucht also Vorteile durch solche Kontakte zu erzielen, und gibt damit einen Teil der eigenen Unabhängigkeit auf, anstatt sich auf die eigenen Kunden zu konzentrieren."

Zunächst nur Absagen

Bei seinem ganz eigenen Projekt, das er 2009 in Athen anging, bekam er die griechischen Probleme selbst zu spüren. Als er für seinen Weinexporthandel Kontakt zu Weinhändlern und Winzern aufnahm, bekam er zunächst nur Absagen: "Ich musste den Weinhändlern hinterherlaufen, um überhaupt eine Preisliste zu bekommen."

Zu diesem Zeitpunkt war das Geschäft im eigenen Land noch gut und das Interesse daran, Mehraufwand zu machen, um im Ausland Abnehmer zu finden, zu gering. Jetzt, 2012, könne er sich vor Anfragen kaum retten: "Ich bekomme ständig Telefonanrufe und Probeflaschen geschickt. Alle wollen exportieren – etwas machen. Ich meine es gehört mehr dazu, als nur der Wille, aber das hat sich schon geändert."

Marketing – eine große Schwäche der Griechen. "Ich denke immer, um ein Geschäft erfolgreich aufzubauen, muss man im Endeffekt auch eine Beziehung zum Konsumenten herstellen. Man muss präsent sein – und ich glaube das ist etwas, was viele Leute in Griechenland noch nicht ganz verstanden haben." Das wollte er mit seinem Projekt verändern.

Ein weiteres Ziel: die griechischen Abhängigkeiten durchbrechen. Stolz stellte mit seinem Weinhandel "das bestehende Modell auf den Kopf", wie er sagt: "Üblich ist, dass jemand bestimmte Weingüter vertritt, und dann gegen Kommission die Weine dieser Weingüter vermarktet. Damit besteht also ein Geschäftsverhältnis zwischen diesen beiden Parteien, und dadurch bedingt, eine gewisse Abhängigkeit." Das schaffte eine weitere Hürde und Kosten für die Winzer, die dadurch weniger einnehmen. Aber es ist in Griechenland so Tradition. Stolz wollte bewusst unabhängig arbeiten, "keinerlei Verpflichtungen gegenüber der griechischen Weinindustrie haben".

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