
Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy ist Mario Draghi zu großem Dank verpflichtet. Denn es war der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), der dafür sorgte, dass Frankreich am Donnerstag vergangener Woche, trotz des Verlustes des Triple-A-Ratings bei Standard & Poor’s, Staatsanleihen über acht Milliarden Euro am Markt platzieren konnte – zu erstaunlich niedrigen Zinsen und bei großer Nachfrage der Investoren.
Grund dafür war allerdings weniger das Zutrauen der Banken in Frankreichs ökonomische Potenz, als vielmehr der übergroße Anlagedruck im Markt. Ende Dezember hatte die EZB den europäischen Banken fast 500 Milliarden Euro für drei Jahre und zu einem Zins von nur einem Prozent zur Verfügung gestellt. Jeder Staat könne sich nun an die Banken wenden, die über genug Liquidität verfügten, freute sich Frankreichs Präsident über das in der Finanzwelt „Sarko-Trade“ genannte Draghi-Geschenk.





Tatsächlich nutzten die Institute den Geldsegen, um die vergleichsweise gut verzinsten Staatsanleihen aufzukaufen. Doch die Euphorie wird nicht lange halten, denn 2012 müssen sich die Euro-Staaten mit insgesamt 800 Milliarden Euro refinanzieren. Weitere 115 Milliarden Euro brauchen die Banken, um die strengeren Eigenkapitalanforderungen zu erfüllen. Frankreichs Finanzierungsbedarf beläuft sich für das Gesamtjahr auf 202 Milliarden Euro, der Deutschlands liegt bei 184 Milliarden Euro. Patrick Artus, Chefvolkswirt der Bank Natixis, fürchtet „in den kommenden Monaten eine weitere Herabstufung“. Schon wurden auch die Ratings der Staatsbahn SNCF, der Arbeitslosenversicherung Unedic und des Energieriesen EDF gesenkt. Die Banken könnten bald folgen.

Dabei sind die Folgen der Herabstufung schon jetzt dramatisch genug. „Die Glaubwürdigkeit des Präsidenten, seine Fähigkeit, Dinge zu ändern und Frankreich zu schützen, sind infrage gestellt“, sagt François Miquet-Marty vom Umfrage-Institut Vivavoice. Ausgerechnet zum wirtschaftlich und politisch schlechtesten Zeitpunkt – während einer beginnenden Rezession und kurz vor den Wahlen – müsste Präsident Sarkozy das Ruder energisch herumreißen und seinem Land einen strikten Spar- und Sanierungskurs verordnen. Sonst könnten auch die Finanzmärkte den Daumen senken und Frankreich in Geldnöte bringen. Ein anhaltender ökonomischer Niedergang der zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone würde nicht nur Europa und Deutschland mit in den Strudel der Schuldenkrise reißen, sondern könnte am Ende sogar das Ende des Euro bedeuten.