
Der zyprische Präsident Dimitris Christofias will sich während des Ratsvorsitzes seines Landes entschieden für Wachstumsinitiativen einsetzen. Der kommunistische Politiker sprach sich bei der Vorstellung seines Programms am Mittwoch im Europaparlament mit deutlichen Worten gegen eine strenge Sparpolitik aus. „Diese Politik, die uns aus der Krise führen sollte, hat unsere Probleme nicht gelöst, im Gegenteil, sie hat sie noch verschärft“, sagte Christofias. Die Arbeit an der zwischen reichen und armen EU-Ländern umstrittenen Finanzplanung 2014 bis 2020 nannte Christofias die wichtigste Aufgabe der nächsten sechs Monate. Er werde sich darum
bemühen, die Verhandlungen „für einen gerechten Haushalt“ erfolgreich zum Abschluss zu bringen, sagte er.
Zum Euro-Rettungsschirm verlor Zypern bezeichnenderweise kein Wort. Erst in der vergangenen Woche suchte das Land Hilfe vom EFSF, um seine marode Banken zu schützen. Zypern ist nun das erste Land mit EU-Vorsitz sein, das unter dem finanziellen Rettungsschirm der Union arbeiten muss. Das Land hat einen klassischen Fehlstart hingelegt.
Vor einem Jahr spitzte sich die Krise des Inselstaates zu. Am 11. Juli 2011 explodierten auf einer zypriotischen Militärbasis Container mit illegaler Munition aus dem Iran. Zwölf Menschen starben. Zudem wurde das Kraftwerk von Vassilikos, das größte und modernste seiner Art auf Zypern, schwer beschädigt. Es lag nur 300 Meter vom Explosionsort entfernt. Es entstand ein Sachschäden in Milliardenhöhe, der kaum zu tragen ist für die drittkleinste Volkswirtschaft der Euro-Zone, dessen Bruttoinlandsprodukt gerade einmal 17,8 Milliarden Euro beträgt.
Strompreise schießen in die Höhe
Problematisch auch: Das Kraftwerk von Vassilikos deckte über 50 Prozent des Elektrizitätsbedarfs im griechischen Süden der Insel ab. In den ersten Monaten nach der Katastrophe musste immer wieder stundenweise der Strom abgeschaltet werden. Die besonders energiefressenden Meerwasser-Entsalzungsanlagen wurden stillgelegt und die Trinkwasserversorgung rationiert.
Wissenswertes über Zypern
Die Republik Zypern liegt in Vorder-Asien. Sie ist aufgeteilt in die Türkische Republik Nordzypern und den griechischen Teil, die Republik Zypern. Die Hauptstadt ist Nikosia. Zypern ist die drittgrößte Insel des Mittelmeeres und erlangte im Jahre 1960 ihre Unabhängigkeit.
Insgesamt leben 1,2 Millionen Menschen auf der ehemaligen britischen Insel Zypern. 77 Prozent der Bevölkerung sind Griechen, 18 Prozent sind Türken. Die Amtssprachen sind Türkisch und Griechisch.
Die zyprische Wirtschaft leidet traditionell an einer Exportschwäche, die sich 2010 in einem Handelsbilanzdefizit von 5,3 Milliarden Euro niederschlug. Die 2010 wieder stark gestiegenen Importe – Wert von 6,47 Milliarden Euro – stehen Exporten im Wert von gerade einmal 1,15 Milliarden Euro gegenüber. Noch zu Beginn des Jahres 2011 lag die Arbeitslosigkeit bei sechs Prozent. Inzwischen ist sie auf über zehn Prozent angestiegen und hat einen historischen Höchststand erreicht.
Ja, Zypern lebt hauptsächlich von den Bodenschätzen und der Landwirtschaft. Das Kupfervorkommen war so enorm, dass das Metall der Insel ihren Namen gab. Der lateinische Name "cuprum" ist abgeleitet von "aes cyprium". In den Bergen findet man große Vorkommen an Marmor, an den Stränden wird Tonerde abgebaut.
Das milde Klima auf der Insel begünstigt die Ernte. So können Bauern zweimal im Jahr Obst, Gemüse und auch Getreide ernten. Beliebt sind neben den Zitrusfrüchten auch die zypriotischen Kartoffeln. Wichtigste Abnehmerländer sind Griechenland (24,5 Prozent), Deutschland (10,5 Prozent) und England (8,6 Prozent).
Der Einfluss der britischen Kolonialzeit ist geblieben. Nicht nur, dass vielerorts noch Englisch gesprochen wird. Das beliebte englische Frühstück können die englischen Touristen auf Zypern genießen. Das Linksfahren gilt auf der geteilten Insel genauso wie auch in Großbritannien. Seien Sie also im Straßenverkehr besonders vorsichtig!
Die Fahne Zyperns ist weiß mit einem Abbild der Insel. Die orange Farbe steht symbolisch für das Metall Kupfer, das bereits 3000 v. Chr. auf Zypern entdeckt wurde. Nach diesem Metall wurde übrigens auch die Insel benannt. Weiterhin sieht man zwei Olivenbaum-Zweige. Sie stehen für die beiden Volksgruppen auf Zypern.
Eindeutig kochen. Die multikulturelle Küche ist durch die Besatzungszeiten der Römer, Osmanen und auch des britischen Commonwealth von vielen unterschiedlichen Kulturen beeinflusst. Neben den orientalisch-kulinarischen Einflüssen wie Zitrone, Joghurt und Knoblauch sind indische Zutaten wie Ingwer und Curry sehr beliebt. Nicht nur in der Gegenwart, auch in der Antike schätzten die Menschen den zypriotischen Wein.
„Die Auswirkungen des Dramas sind noch heute zu spüren“, sagt Eberhard Koch, Kapitän und Geschäftsführer der Reederei "Österreichischer Lloyd", die in der zypriotischen Stadt Limassol ihren Sitz hat. „Es gibt zwar keine Strom-Engpässe mehr, der Windenergie-Sektor ist voll ausgebaut und leistungsstark, aber die Strompreise sind enorm gestiegen.“ Bis zu 30 Prozent höhere Kosten müssten die Unternehmen pro Monat seit dem Unglück tragen, so Koch. Um die Kosten einzudämmen, hätten einige Firmen Mitarbeiter entlassen müssen, ohnehin angeschlagene Unternehmen wurden gar in den Ruin getrieben.
Doch es liegt längst nicht nur an den iranischen Waffenschmugglern und der Explosion vom Juli 2011 das das Land mit dem Rücken zur Wand steht. Zypern hat jede Menge hausgemachte, strukturelle Probleme. Die größten Sorgen aber bereiten die Banken des Landes. Sie haben durch Fehlinvestitionen riesige Kapitallücken angehäuft. Die heimische Regierung kann die Branche aus eigener Kraft nicht stabilisieren, der Inselstaat beantrage am Montag finanzielle Unterstützung aus dem Euro-Rettungsschirm.