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Schuldenkrise Zypern-Rettung kennt keine Gewinner

Nach den langen Verhandlungen über eine Rettung der Mittelmeerinsel ist sowohl Präsident Nikos Anastasiades beschädigt, als auch die Euro-Zone. Zudem ist unklar, wie das Land seine Kredite je zurückzahlen will.

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„Die Euro-Zone und der IWF haben sich durchgesetzt“, meldet das ZDF in den Morgennachrichten. Der Euro-Kurs steigt und auch die asiatischen Börsen vermeldeten nach der geglückten Zypern-Rettung zum Start Gewinne. Alles gut in Euro-Land also? Wohl kaum.

Wahr ist: Das Schreckgespenst einer ungeordneten Staatspleite ist vertrieben. Zypern wird vor der Insolvenz mit Milliardenkrediten aus dem Rettungsschirm ESM gerettet, auch der Internationale Währungsfonds leistet einen Anteil. Zyperns Präsident Nikos Anastasiades, der bis zuletzt am zyprischen Geschäftsmodell festhalten und russische Großanleger schützen wollte, auch auf Kosten der Kleinsparer, musste einlenken. Erstmals beinhaltet ein Rettungspaket auch die Auflage, eine Bank – in diesem Fall die Laiki-Bank, das zweitgrößte Institut der Insel – abzuwickeln. Damit sendet Europa die Botschaft: Aufgeblähte und nicht lebensfähige Banken in der Währungsunion werden nicht länger künstlich am Leben gehalten.

Punkte des Zypern-Pakets

So weit, so gut. Für Jubelrufe aus Brüssel gibt es dennoch wenig gute Gründe. Das über eine Woche andauernde Gezerre um ein Rettungspaket für die Insel hat Spuren hinterlassen. Vor allem bei Anlegern. Der gefährliche Vorschlag Zyperns, auch Kleinsparer an der Rettung zu beteiligen und die Einlagensicherung auszuhebeln, hat Verunsicherung gestiftet. Jeder Bürger weiß nun: Tabus gibt es in der Euro-Rettung keine mehr.

Was für ein Zypern-Hilfspaket spricht

Das gilt auch beim Deutschland-Bashing. Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel in Griechenland bereits zum inoffiziellen Staatsfeind Nummer Eins ausgerufen wurde, ist der Deutschland-Hass nun auch in Zypern angekommen. „Merkel, du hast uns unsere Ersparnisse geklaut“, „Hände weg von Zypern“ und „Nein zum Vierten Reich“, sind noch die harmloseren Töne, mit denen Demonstranten in der Hauptstadt Nikosia die Stimmung aufheizten. Hochgeschaukelt durch unfähige zyprische Politiker, darunter auch Präsident Nikos Anastasiades, die die Schuld lieber in Brüssel und Berlin als bei sich vor Ort suchen, zeigt sich erneut, wie sehr die Schuldenkrise – Euro-Kritiker sagen: die Gemeinschaftswährung – die Atmosphäre in der Europäischen Union vergiftet hat. Unter diesen Bedingungen dürfte die Bereitschaft der Deutschen, für Südeuropa Hilfskredite zu stemmen, nicht gerade wachsen.

Dieses Mal noch zahlt Deutschland, sofern der Bundestag Mitte April zustimmt. Ein „Ja“ ist wahrscheinlich, auch wenn es kaum ökonomische Gründe für eine Zustimmung der Parlamentarier gibt. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Zypern seine Kredite zurückzahlen kann, ist alles andere als hoch.

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