Mit dem Wegfall der Zollgrenze im Juli 2013 werden auch andere Branchen den Konkurrenzkampf mit europäischen Wettbewerbern aufnehmen müssen. "Den kroatischen Unternehmern ist bewusst, dass sie sich auf den europäischen Markt vorbereiten müssen", sagt der Geschäftsführer der deutsch-kroatischen Handelskammer Peter Presber. Die bilaterale Kammer könne die Firmen dabei unterstützen. Doch die klein- und mittelständischen Unternehmen, sowie die Produzenten für den Heimatmarkt hoffen eher auf die kroatische Währung, die Kuna, als auf die Expertise der deutschen Fachleute. So lange es die Kroatische Kuna gibt, kann die Notenbank schließlich flexibel reagieren und den Preisdruck auf die heimische Wirtschaft abmildern.
Zwar hat sich Kroatien im EU-Beitrittsvertrag zur Einführung des Euro bei Erfüllung der Maastricht-Kriterien verpflichtet. Doch in Zagreb verspürt niemand Eile, die Ziele zeitnah zu erfüllen. Ursprünglich wollte die Regierung innerhalb von zwei Jahren Euro-tauglich sein. Doch inzwischen geht keiner in dem osteuropäischen Land davon aus, vor 2017 über den Euro zu spekulieren. "Es besteht bereits jetzt besteht eine enge Bindung der Kuna an den Euro", stellt Presber ohne einen Hauch von Euro-Begeisterung fest.
Angst ums Urlauber-Geschäft
Insbesondere im Tourismussektor haben die Kroaten Angst davor, ähnlich wie Griechenland, ihren Preisvorteil zu verlieren und vor allem deutsche Urlauber an Nicht-Euro-Länder wie die Türkei zu verlieren. Das Urlauber-Geschäft wächst bislang konstant und trägt inzwischen ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt bei. 2010 haben laut dem Auswärtigen Amt rund 10,6 Millionen Touristen Kroatien besucht, 3,2 Prozent mehr als 2009. Im vergangenen Jahr konnte mit knapp zwölf Millionen Touristen gar ein neues Rekordergebnis verbucht werden. Ohne die Einnahmen aus dem Tourismus würde das Handelsdefizit, das 2010 von -5,1 Prozent auf -1,1 Prozent gesenkt werden konnte, sofort wieder in die Höhe schießen.
Von Europa-Begeisterung in Kroatien kann aus diesem Grund keine Rede sein. Trotz der Aussicht auf einen Geldregen aus Brüssel und den EU-Mitgliedsstaaten haben zwar zwei Drittel der Kroaten in einer Volksabstimmung dem Beitritt zugestimmt. Das Interesse an der Wahl war allerdings erschreckend gering. Die Wahlbeteiligung lag bei gerade einmal 43,6 Prozent.