Slowenien Auf der Suche nach Millionen

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Wer trägt die Konsequenzen des Missmanagements

Die zehn größten Euro-Lügen 2013
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Klaus Schuster steigt wieder in den Peugeot. Etwa 100 Kilometer südlich zeigt Schuster auf ein Hotel, das er bereits bei seinem letzten Bulgarien-Aufenthalt besucht hat. Im Gegensatz zu der nie vollendeten Ferienanlage sieht von außen alles gut ist. Die Fassage glänzt und auch ein paar Gäste verirren sich in dem vor Kurzem eröffneten, fünfgeschossigen Komplex. Der Haken: Die Zahl der Urlauber ist geringer als gedacht. "Der Kreditnehmer sagt mir ganz klar: Ich kann die Schulden nicht zurückzahlen. Zwei Millionen sind vielleicht möglich, doch er schuldet uns sechs Millionen." Schuster ist zunehmend verärgert. Über den Hotelbetreiber, aber auch über seine Vorgänger. „Wenn ich heute ein Hotel baue, dann mache ich einen gescheiten Finanzplan, auch einen Finanzplan mit Reserven, aber dass ich mich um 200% verrechne...“

Die "Factor Banka" habe oft nicht genau hingeschauen, geben auch ehemalige Mitarbeiter im Gespräch mit WirtschaftsWoche Online unumwunden zu. Die Bank hat unmittelbar nach der Jahrtausendwende praktisch Jedem Kredit gewährt – und darüber hinaus einen dreistelligen Millionenbetrag in Großprojekten verzockt. „Man habe sich verkalkuliert“, räumt eine Ex-Führungskraft ein, die sich und ihre ehemaligen Chefs schützen und anonym bleiben will. Der ehemalige Mitarbeiter verrät: Rund 300 Millionen Euro, ein Drittel des gesamten Kreditportfolios, seien in Immobilienprojekten versenkt worden.

Muss so eine Bank gerettet werden? Ist es nicht gerecht, wenn das Unternehmen wie in allen anderen Branchen auch die Konsequenzen von Misswirtschaft und Missmanagement selbst tragen muss?

„Wir haben ein Interesse daran, dass die Wirtschaft in Slowenien wie in allen Ländern der Euro-Zone läuft. Das geht nicht ohne Banken. Sie stellen elementare Funktionen: Keine Wirtschaft der Welt funktioniert, wenn der Geldfluss versiegt oder die Kreditversorgung eingeschränkt ist“, sagt Martin Faust, Professor für Bankbetriebslehre an der Frankfurt School of Finance and Management. „Wenn die slowenischen Banken nicht auf die Beine kommen, wird es auch die Volkswirtschaft nicht schaffen, wieder zu gesunden.“

Zwar seien die slowenischen Institute im Vergleich zu anderen internationalen Geldhäusern sehr klein. Dennoch könnten Turbulenzen in dem Euro-Krisenland auch Auswirkungen auf andere Länder haben. Denn: „Gerade österreichische Banken waren in Slowenien sehr aktiv, auch italischen Banken haben versucht vor Ort Fuß zu fassen, weil die Wachstumsmöglichkeiten in den Heimatländern begrenzt waren“, sagt Faust. Ein Zusammenbruch des slowenischen Bankensektors würde so direkt auch Institute in den Nachbarländern treffen. Und dort wären dann schon mittelgroße Banken betroffen.

„Wichtig bei allen Rettungsmaßnahmen ist, dass die Haftungskaskade eingehalten wird. Sprich: Zuerst haften die Inhaber, Gläubiger und reiche Anleger – und erst dann die Steuerzahler“, so Faust. Das sei leider in der Vergangenheit vielfach nicht geschehen. „Da wurden die Eigentümer und die Gläubiger nur bedingt zur Kasse gebeten.“

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