
Mariano Rajoy hat mit der Bundeskanzlerin telefoniert. 20 Minuten dauerte das Gespräch. Die Bundeskanzlerin habe dem Ministerpräsidenten in spe eine enge Zusammenarbeit angeboten, sagte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag. In dem Telefonat ging es vor allem um die schwierige wirtschaftliche Lage, die Mariano Rajoy in seinem krisengeplagten Land vorfindet.
Die Spanier hoffen, auf die traditionell guten Beziehungen zwischen den beiden konservativen Schwesterparteien bauen zu können. Konkret wünscht sich Rajoy, dass die Deutschen ihre harte Linie in Bezug auf die EZB aufgeben. Ginge es nach den Spaniern, solle die Zentralbank verstärkt spanischen Anleihen kaufen. So sagte der ehemalige Ministerpräsident Spaniens José María Aznar der Agentur Bloomberg, dass eine Intervention der EZB unumgänglich sei, wenn eine Katastrophe verhindert werden solle. Die Spanier wissen: ohne Unterstützung der Deutschen wird das nicht passieren.
Aznar selbst hatte bereits nach seinem Amtsantritt 1996 die Beziehung zu Deutschland auf besondere Art geprägt. Italien hoffte damals auf eine enge Abstimmung mit Spanien, um die Konvergenzkriterien zum Euro-Beitritt aufzulockern oder zumindest etwas Zeit mit Deutschland und Frankreich auszuhandeln. Aznar schlug jedoch einen eigenen Weg ein. Seine rigiden Sparprogramme sorgten dafür, dass 1998 Spanien von Anfang an beim Euro mit dabei war. Berlin, so spanische Experten, sei damals von Aznars Vorstoß richtig beeindruckt gewesen.