
Italien wird nach der Protestwahl möglicherweise erneut eine Regierung aus Fachleuten bekommen. Nach Angaben aus politischen Kreisen erwägt Präsident Giorgio Napolitano als Ausweg aus der Pattsituation im Parlament, eine Regierung zu ernennen, die nicht von einem Politiker geleitet wird. Eine derartige Lösung könne dann gewählt werden, wenn der Chef der Mitte-Links-Koalition, Pier Luigi Bersani, keine Mehrheit hinter sich versammeln könne, hieß es am Dienstag. Napolitano dürfte Mitte März mit formellen Verhandlungen darüber beginnen, wer in Zukunft die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone regiert.
Die Wahl in Italien hatte keine klare Mehrheit zustande gebracht. Zwar wurde Bersanis Lager stärkste Kraft im Abgeordnetenhaus, im gleichberechtigten Senat kam aber keine Partei auf die nötige Mehrheit. Bersani hat eine große Koalition mit dem Mitte-Rechts-Bündnis von Silvio Berlusconi bereits ausgeschlossen. Die "Bewegung fünf Sterne" des Ex-Komikers Beppe Grillo wiederum will keine der beiden Parteien unterstützen.





Die Reaktion Grillos auf den Vorschlag einer Technokratenregierung folgte prompt: Diese "existiert nicht von Natur aus, sondern es gibt nur politische Regierungen, die von der Parlamentsmehrheit unterstützt werden", schrieb Grillo am Dienstag in seinem Internet-Blog. Ein Technokrat als Regierungschef sei allenfalls ein "Feigenblatt", das die Verantwortung der traditionellen Parteien überdeckt. Andererseits hatte sich die "Bewegung fünf Sterne" zuvor eine „Regierung ohne Parteien“ gewünscht und will möglicherweise eine „technische Regierung“ stützen.