Studie zur Ökonomie der Migration Europäer begrüßen europäische Zuwanderer

Ein Beamter der Bundespolizei See auf dem Vordeck eines Streifenboots. Quelle: dpa

Einwanderer sind in den meisten EU-Staaten willkommen – aber oft nur, wenn sie aus Europa kommen. Eine Studie der Denkfabrik Bruegel zeigt Integrationsunterschiede zwischen inner- und außereuropäischen Zuwanderern.

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Einen „auf Fakten basierenden und emotionslosen Bericht“ kündigte Guntram Wolff, Direktor der Brüsseler Denkfabrik Bruegel, an. Und zwar zu „einem der umstrittensten politischen Themen im heutigen Europa“. Also natürlich Einwanderung.

Zwischen Wolff selbst und dem Gastgeber der Präsentation, dem Direktor des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Marcel Fratzscher, gab es da allerdings nichts zu streiten. Ebenso wenig für den Autor der präsentierten Studie "People on the Move: Migration and Mobility in the European Union", den ungarischen Ökonomen Zsolt Darvas, und die auf dem Podium in Berlin sitzenden Ökonomen. „Die harten Fakten“, so Fratzscher in seinem Grußwort, „zeigen, dass Einwanderung substantiellen ökonomischen Nutzen auf lange Sicht“ bringe.

Viele Menschen außerhalb der wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute und Denkfabriken wollen das allerdings bekanntlich entweder nicht glauben oder lehnen trotz des möglichen ökonomischen Nutzens weitere Einwanderung ab. Dass diese Menschen in der EU und in den meisten Mitgliedsstaaten in der Mehrheit sind – zumindest sofern es um Zuwanderung von außerhalb der EU geht – ist auch eines der zentralen Ergebnisse der Bruegel-Studie.

In allen EU-Staaten außer Zypern befürwortet mehr als die Hälfte der Befragten innereuropäische Zuwanderung. Aber nur in Schweden ist eine deutliche und in fünf anderen Ländern (nicht Deutschland!) eine knappe Mehrheit für Zuwanderung von außerhalb Europas offen. „Die Wahrnehmung der Einwanderung unterscheidet sich von den Fakten“, sagt Wolff.

Tatsächlich aber geben auch die rein ökonomisch-statistischen Daten, die Darvas und Kollegen aus allen EU-Staaten und anderen Einwanderungsländern zusammengetragen haben, Wolff und Fratzscher nicht eindeutig recht. Einige Zahlen bestätigen eher die Mehrheit der befragten Europäer, die – mit relativ großen nationalen Unterschieden – glauben, dass nur grenzüberschreitende Migration innerhalb der EU ökonomischen Nutzen auch für die Aufnahmeländer bedeutet - und begrüßen nur diese. Die Bruegel-Studie zeigt eben auch: die anhaltend schwächere Performanz der Nicht-EU-Zuwanderer in den Bildungssystemen und auf den jeweiligen Arbeitsmärkten.

In fast allen beispielhaft betrachteten Mitgliedstaaten ist der Anteil der Arbeitslosen unter Einwanderern deutlich höher als unter Einheimischen. „Im Schnitt der EU lag die Arbeitslosenquote der nicht in der EU geborenen Bevölkerung 2016 bei 16,2 Prozent, mehr als das Doppelte der 7,8 Prozent der einheimischen Bevölkerung“. Nur in Großbritannien, Schweden und Frankreich ist der Anteil der auf dem Arbeitsmarkt aktiven (also inklusive der arbeitslosen) Einwanderer der zweiten Generation größer als bei denen der ersten Generation. In Deutschland und vielen anderen Staaten ist er deutlich geringer. Das heißt, hierzulande sind die Kinder der Einwanderer oft schlechter ökonomisch integriert als ihre Eltern.

Damit korrespondieren höhere Schul- und Ausbildungsabbrecherquoten. In 14 untersuchten Ländern brechen deutlich mehr 18-24-Jährige mit Migrationshintergrund ab als einheimische – in Deutschland und Österreich zum Beispiel sind es mehr als doppelt so viele. Fast überall sind die Abbrecherquoten bei den nicht aus der EU stammenden jungen Menschen noch deutlich höher als bei jungen EU-Ausländern. Nur Großbritannien ist hier eine Ausnahme.

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