Tabaksteuer und -werbung Staatliche Einnahmequelle wider die Vernunft

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Am effektivsten sind Steuererhöhungen

Andere Länder gehen radikaler gegen Raucher vor: Frankreich hat eines der schärfsten Antitabakgesetze weltweit. Außenwerbung, auch für E-Zigaretten, ist streng verboten. Seit Anfang des Jahres sind nur noch anonyme Zigarettenschachteln zugelassen, ohne Markennamen und Firmenlogos. Statt Schriftzüge von Marlboro oder Lucky Strike zieren jetzt Schockfotos von Lungenkrebs die Packungen.

Eine Maßnahme, die abgeschwächt auch in Deutschland durchgesetzt wurde. Seit 2016 gibt es Schockbilder auf den Zigarettenpackungen, die Markennamen und Logos bleiben jedoch. Wieviel Auswirkungen die Schockbilder auf den Konsum haben, lässt sich noch nicht sagen, weil noch bis Mai 2017 die alten Packungen verkauft werden durften. „Wir gehen davon aus, dass die Bilder keine großen Auswirkungen haben“, sagt Mücke. Der Verband rechnet aufgrund des anhaltenden Rückgang des Verkaufs mit einem Minus von eins bis zwei Prozent pro Jahr. Die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung verzeichnet jedoch seit der Einführung der neuen Packungen einen massiven Anstieg ihres Telefondienstes. Die Nummer ist auf den neuen Packungen abgedruckt, Raucher die aufhören möchten, können sich bei der Hotline beraten lassen.

Doch die französische Regierung geht noch weiter: Auf Wunsch von Gesundheitsministerin Agnès Buzyn gibt es eine Preiserhöhung von Tabak. Bisher waren solche Bemühungen am Finanzministerium gescheitert. Die Regierung in Paris wird „den Preis für das Päckchen Zigaretten nach und nach auf zehn Euro anheben,“ heißt es in der Regierungserklärung von Premierminister Édouard Philippe. Im Moment kostet ein Päckchen in Frankreich um die sieben Euro.

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Steuererhöhung bringt mehr als Werbeverbot und Schockfotos

Wie sinnvoll eine Preiserhöhung sein kann, sieht man an Australien. Der Kontinent hat die schärfsten Tabakgesetze weltweit. Nur noch 15 Prozent der Australier rauchen. Dafür haben die ständigen Preissteigerungen gesorgt. Ein Päckchen Zigaretten kostet heute etwa 26 australische Dollar, also umgerechnet mehr als 17 Euro. Ein abschreckender Preis, vor allem bei den Jüngeren – und er soll in den nächsten Jahren noch weiter steigen.

Wäre eine Preiserhöhung in Deutschland eventuell sogar sinnvoller als ein Werbeverbot? „Es hat sich gezeigt, dass die Erhöhung der Tabaksteuer die allerwirksamste Maßnahme ist“, sagt Mons. Bei einer merkbaren Preiserhöhung würde die Nachfrage sinken und der Konsum deutlich zurückgehen. Und das in fast allen Bevölkerungsgruppen. Mons hofft auf eine deutliche Verteuerung von Tabak in der nächsten Legislaturperiode: „Die homöopathische Verteuerung hat keine Wirkung.“

Eine starker Rückgang des Konsums hätte natürlich trotz der leichten Mehreinnahmen durch die Steuererhöhung einen Rückgang der Einnahmen zufolge. Aber die Steuereinnahmerechnung geht sowieso nicht auf. Berücksichtigt man die Folgen des Rauchens, sind Zigaretten für die Wirtschaft kontraproduktiv: Das Deutsche Krebsforschungszentrum schätzt die gesamtgesellschaftlichen Kosten des Rauchens auf rund 79 Milliarden Euro - jährlich. Dazu gehören die Versorgung von Krankheiten und Gesundheitsproblemen, die auf das Rauchen zurückzuführen sind.

Auch andere Faktoren fallen ins Gewicht: Erwerbsunfähigkeit, Frühverrentung und Todesfälle – die sogenannten indirekten Kosten des Rauchens. Nach Angaben des Zentrums sterben jährlich 121.000 Deutsche aufgrund von Tabakkonsum.

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