Bei den Ermittlungen zum tödlichen Lastwagenattentat in Nizza sind am Sonntag drei weitere Personen festgenommen worden. Unter ihnen seien eine Frau und ein Mann, verlautete aus Kreisen der Staatsanwaltschaft. Sie wurden nach Beamtenangaben verdächtigt, dem mutmaßlichen Attentäter Mohamed Lahouaiej Bouhlel geholfen zu haben, an eine Schusswaffe zu kommen, die in dem Lkw gefunden wurde. Bei dem dritten Verdächtigen soll es sich um einen 37-Jährigen aus dem Umfeld des mutmaßlichen Täters handeln.
Damit sitzen inzwischen sieben Personen in Haft. Die Behörden versuchen zu klären, ob Bouhlel ein islamischer Extremist war. Er soll am französischen Nationalfeiertag mit einem Lastwagen absichtlich in eine Menschenmenge gerast sein und 84 Menschen getötet haben. Mehr als 200 wurden verletzt. Unter den Toten waren auch drei Deutsche, zwei Schüler und eine Lehrerin aus Berlin. Der 31-jährige Bouhlel wurde von der Polizei getötet.
Der französische Premierminister Manuel Valls hält es für möglich, dass die Terrormiliz Islamischer Staat hinter dem Anschlag steckt. Valls sagte, die Behörden wüssten inzwischen, dass sich der Täter „sehr schnell“ radikalisiert habe. Der IS ermutige Menschen, die den Geheimdiensten unbekannt seien, zu Anschlägen, sagte Valls in einem Interview der Zeitung „Journal du Dimanche“. „Das ist bei dem Nizza-Attentat zweifellos der Fall.“
Islamistischer Terror gegen Europäer seit "Charlie Hebdo"
Die italienische Polizei deckt ein islamistisches Terrornetz auf. Unter anderem sollen die verhafteten 16 Kurden und ein Kosovare vorgehabt haben, mit Geiselnahmen den in Norwegen inhaftierten Terrorchef Mullah Krekar freizupressen.
Über der ägyptischen Halbinsel Sinai stürzt ein Airbus A321 der sibirischen Airline Kolavia mit 224 Passagieren - vor allem russischen Urlaubern - ab. Großbritannien und andere Länder meinen aufgrund von Geheimdienst-Informationen: wegen einer Bombenexplosion. Die Islamistengruppe Ansar Beit al-Makdis („Unterstützer Jerusalems“) behauptet, dafür verantwortlich zu sein.
Ein 25-jähriger marokkanischer Islamist wird im Thalys-Schnellzug Brüssel - Paris bei einem Anschlagsversuch mit einer Kalaschnikow von Fahrgästen überwältigt. Zwei Passagiere werden verletzt.
An einem Hotelstrand in der Nähe der tunesischen Touristenhochburg Sousse erschießt ein 24-jähriger Einheimischer mit Verbindungen zu radikalen Gruppen 38 ausländische Touristen, vor allem Briten.
Extremisten erschießen im Bardo-Museum der tunesischen Hauptstadt Tunis 21 Menschen, in der Mehrheit ausländische Touristen. Die Terrormiliz IS bekennt sich zur Tat.
In Kopenhagen feuert ein arabischstämmiger 22-Jähriger auf ein Kulturcafé, ein Mann stirbt. Der Anschlag gilt vermutlich einem Mohammed-Karikaturisten, der unverletzt bleibt. Vor einer Synagoge erschießt der Attentäter einen Wachmann, bevor er von Polizeikugeln tödlich getroffen wird.
Beim Attentat auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ werden in Paris zwölf Menschen getötet. Die beiden Täter kommen zwei Tage später bei einer Polizeiaktion ums Leben. Zu dem Anschlag bekennt sich die Terrororganisation Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel. Ein mit ihnen bekannter dritter Täter erschießt in Paris parallel dazu eine Polizistin und nimmt in einem jüdischen Supermarkt Geiseln, von denen er vier erschießt, bevor er selbst von der Polizei getötet wird. Er bekennt sich zuvor zur Terrormiliz IS.
Am Samstag hatte sich der IS zum Anschlag bekannt und erklärt, der Attentäter sei ein IS-Soldat gewesen. Allerdings haben weder die französische Regierung noch der IS selbst bislang Beweise für eine Beziehung zwischen der Terrormiliz und Bouhlel geliefert.
18 bei dem Attentat verletzte Menschen schwebten am Sonntag noch in Lebensgefahr, darunter ein Kind, wie Gesundheitsministerin Marisol Touraine sagte. Nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft waren bis Sonntag erst 35 Leichen endgültig identifiziert.
Derzeit prüfen Ermittler vor allem, ob Bouhlel alleine handelte oder Komplizen hatte. Bouhlels getrennt lebende Ehefrau, die Mutter seiner drei Kinder, wurde nach Befragungen am Sonntag wieder freigelassen. Sie hatte nach Angaben ihres Anwalts Jean-Yves Garino keinen Kontakt mehr zu Bouhlel. Die Frau sei von ihrem Ehemann körperlich misshandelt worden und habe ihn aus dem Haus geworfen, sagte Garino dem Sender BFM-TV.
Bouhlel stammte aus Tunesien und lebte jahrelang in Nizza. Verwandte hatten gesagt, es habe keine Anzeichen gegeben, dass er radikalisiert gewesen sein könnte. Auch Ermittler betonten, Verbindungen des Mannes zu Extremisten seien nicht bekannt.
Papst Franziskus sagte am Sonntag in Rom, er fühle sich den Familien und ganz Frankreich nahe, die nun den Verlust von Menschenleben betrauern, „sogar von vielen Kindern“. Er bat Gott um Beistand für die Verletzten und Angehörigen und darum, weitere Terrorpläne zu vereiteln, „damit kein Mann es mehr wagt, noch mehr Blut seines Bruders zu vergießen“.
Es war der dritte Anschlag in Frankreich nach den islamistischen Terrorangriffen im Januar und November 2015 mit zusammen 147 Toten. Für den Anschlag von Paris im November 2015 mit 130 Toten hatte der IS die Verantwortung übernommen. Zu dem Überfall auf die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt im Januar 2015 mit 17 Toten bekannte sich Al-Kaida.