Tote und Verletzte in Kiew EU beruft Sondersitzung zu Ukraine ein

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Gysi: "Wie wär's mit Gerhard Schröder als Vermittler?"

Ein Bild aus dem Jahr 2005 zeigt Altkanzler Schröder und Russlands Präsidenten Putin im Gespräch. Linken-Politiker Gysi hat Schröder als Vermittler für der Konflikt in der Ukraine vorgeschlagen. Quelle: AP

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich geschockt von der Eskalation und der „inakzeptablen Gewalt“. Er forderte, dass wieder unverzüglich Gespräche aufgenommen werden, um schnell zu greifbaren Ergebnissen zu kommen. Weitere Instabilität und weitere Unruhen zu verhindern habe jetzt absolut höchste Priorität“, erklärte UN-Sprecher Martin Nesirky.

US-Vizepräsident Joe Biden äußerte sich in einem Telefonat mit Janukowitsch äußerst besorgt über die Eskalation. Er habe Janukowitsch aufgefordert, die Sicherheitskräfte zurückzurufen und maximale Zurückhaltung zu üben, erklärte das Präsidialamt in Washington. Die Regierung trage eine besondere Verantwortung dafür, für Entspannung zu sorgen. Biden habe erneut einen politischen Dialog mit der Opposition gefordert, um den Forderungen der Demonstranten nachzukommen und politische Reformen auf den Weg zu bringen. Die USA wollten weiterhin alle Bemühungen für eine friedliche Lösung der Krise unterstützen.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Ukraine

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel versuchte am Dienstagabend mehrmals, Janukowitsch am Telefon zu erreichen, wie die "Welt" unter Berufung auf einen Regierungssprecher berichtete. Es sei aber nicht zu einem Gespräch gekommen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von bestürzenden Nachrichten aus der Ukraine. Europa werde "mit Sicherheit" seine bisherige Zurückhaltung zu Sanktionen gegen Einzelpersonen überdenken, fügte er hinzu. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton rief beide Seiten auf, die Gewalt rasch zu beenden.

Der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, Gregor Gysi, hat unterdessen Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder als Vermittler ins Spiel gebracht. Es müsse eine Lösung gefunden werden, mit der sowohl die Ukraine als auch Russland und die EU leben könnten, sagte Gysi am Mittwochmorgen im Deutschlandfunk. "Vielleicht muss man mal Leute heranziehen, die gut mit Putin sprechen können", sagte Gysi. "Bei allen meinen sonstigen Vorbehalten: Wie wär's mit Gerhard Schröder?" Ohne Moskau werde es keine Lösung geben. "Da muss jetzt mal jemand hin, der deutliche Worte spricht und der auch die Chance hat, zum Beispiel mit Putin diesbezüglich zu sprechen und zu verhandeln." Schröder werden gute Beziehungen zum russischen Staatspräsidenten nachgesagt.

Die Proteste begannen, als Janukowitsch im Herbst ein unterschriftsreifes Abkommen mit der Europäischen Union auf Eis legte und sich stattdessen Russland zuwandte. Die wirtschaftliche Abhängigkeit von Russland sehen viele Ukrainer skeptisch. In den russischsprachigen östlichen und südlichen Regionen des Landes dagegen ist Janukowitsch weiter populär. Hier sind die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zu Russland stark.

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