SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz fordert deutlich mehr Tempo bei der Reform der Eurozone. Sie dürfe nicht länger verzögert werden, sagte Schulz am Donnerstag in einer Rede vor Studenten der Hochschule Sciences Po in Paris laut Redemanuskript. "Wir könnten heute viel weiter sein, und ich sage: Wir müssen endlich weiter kommen." Das Fundament für eine gestärkte Wirtschafts- und Währungsunion müsse spätestens 2019 und damit parallel zum Ende der Brexit-Verhandlungen stehen. Dies habe oberste Priorität.
Deutschland müsse bereit sein, sich stärker für Europa einzusetzen und selbst mehr Solidarität zu zeigen, auch was die Zahlungen in den EU-Haushalt angehe. „Der Prozess wurde gebremst, besonders von der Zurückhaltung der Bundesregierung in Deutschland und insbesondere von Finanzminister (Wolfgang) Schäuble, unterstützt von Kanzlerin Merkel“, sagte Schulz.
Schulz forderte zudem, Europa müsse einem Protektionismus im Stil von US-Präsident Donald Trump ein freies und faires Europa entgegenstellen. In Paris stand am Abend ein Treffen Schulz' mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron im Elysee-Palast auf dem Programm.
Kanzlerin Angela Merkel hatte in der vergangenen Woche in Paris noch für dieses Jahr erste Schritte zur Reform der Euro-Zone angekündigt. Allerdings brauche Deutschland für größere Schritte ein Mandat des neuen Parlaments nach der Bundestagswahl am 24. September.