Noch hat die Politik nicht abschließend entschieden, welche Unternehmen in Deutschland am Ausbau der 5G-Netze beteiligt sein dürfen. Die Bevölkerung hat jedoch eine klare Präferenz für europäische Unternehmen. 70,5 Prozent der Deutschen sagen, dass sich europäische Unternehmen beteiligen sollen. Für eine Einbindung chinesischer Unternehmen sprechen sich dagegen nur 30,8 Prozent aus. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage in 13 europäischen Ländern hervor, die der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegt.
Die „Sinophone Borderland“-Umfrage, erstellt von einem Verbund europäischer Hochschulforscher unter Federführung der tschechischen Palacky Universität Olomouc, zeigt, dass die Deutschen generell China skeptisch gegenüber stehen. Eine Mehrheit von 62,5 Prozent gab an, dass bei ihnen das Misstrauen gegenüber China überwiege. Bei 46,7 Prozent der Deutschen hat sich die Meinung zu China in den vergangenen drei Jahren nach eigener Aussage verschlechtert.
Gleichzeitig ist den Deutschen die Bedeutung der chinesischen Wirtschaft bewusst. 61,4 Prozent der Befragten halten China für wichtig für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Nur die Wirtschaft der EU-Länder kommt hier noch auf einen höheren Wert (74,4 Prozent).
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Befragt nach einzelnen Problembereichen nennen die Deutschen am häufigsten gefürchtete Wirtschaftsspionage, gefolgt von Cyberattacken aus China. Auch die Seidenstraßeninitiative und chinesische Investitionen im Ausland werden kritisch gesehen. Als Prioritäten der deutschen Beziehungen mit China nennen die Deutschen Klimawandel sowie Epidemie- und Terrorbekämpfung. Das Bestreben, Chinas geopolitischem Aufstieg Einhalt zu gebieten, landet dagegen auf dem letzten Platz. „Für eine Industrienation erscheint die Präferenz für Handel und Investitionen erstaunlich gering zu sein“, beobachtet Tim Rühlig vom Swedish Institute of International Affairs, zuständig für den deutschen Teil der Meinungsumfrage. Für die Umfrage, die von der EU finanziert wurde, wurden auch Menschen in Frankreich, Großbritannien, Italien, Lettland, Polen, Russland Schweden, Serbien, der Slowakei, Spanien, Tschechien und Ungarn befragt.
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