Unicef-Bericht Kinder leiden unter der Finanzkrise

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Die langfristigen Folgen der Kinderarmut

Seit Beginn der Finanzkrise gab es allerdings auch Länder, in denen die Kinderarmut zumindest leicht zurückging – insgesamt 18, darunter Polen, die Schweiz, Norwegen, Finnland und Deutschland.

Davon profitieren die 15- bis 24-Jährigen allerdings kaum. 7,5 Millionen junge Europäer waren 2013 ohne Arbeit, ohne Ausbildung - und gingen keiner schulischen Ausbildung nach. Zwar hat sich ihre Zahl in Deutschland reduziert – damit ist Deutschland aber die Ausnahme.

Selbst in vermeintlich stabilen Ländern wie Norwegen, Dänemark und Großbritannien stieg die Zahl der jungen Arbeitslosen. Besonders betroffen sind auch hier: Spanien, Griechenland und Italien. Dort ist jeweils jeder zweite Jugendliche ohne Arbeit. Martin Schulz, der Präsident des Europaparlaments, sprach im vergangenen Jahr bereits von einer „verlorenen Generation“.

Was die Kritiker der Sparpolitik sagen

Mit ihr beschäftigten sich Anfang Oktober die Regierungschefs der EU im Rahmen des Beschäftigungsgipfels in Rom. Während Italien Ministerpräsident Matteo Renzi ein Konjunkturprogramm fordert, sagte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, es sei „nicht sinnvoll, zum jetzigen Zeitpunkt einfach nach mehr Geld zu schreien“. Sie forderte Strukturreformen.

Was zu tun ist

Kurzfristig sieht Arbeitsmarktforscher Olaf Struck von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg kaum Möglichkeiten, den Jugendlichen nachhaltig zu helfen. Die EU müsse die notwendigen Reformen vornehmen, sodass Jugendliche den Eindruck gewinnen, es verbessere sich etwas. „Für den Einzelnen wird es aber nicht in großen Schritten vorangehen“, sagt Struck.

Programme wie die europäische Jugendgarantie begrüßt Struck. „Diese Programme kommen nur drei Jahre zu spät.“ Mit der Jugendgarantie soll gewährleistet werden, dass Jugendliche innerhalb von vier Monaten nach Abschluss einer Ausbildung oder dem Verlust des Arbeitsplatzes eine Stelle, eine Ausbildung oder eine Fortbildung erhalten.

Solche Programme dürften aus Sicht von Unicef ein Schritt in die richtige Richtung sein. Die Organisation fordert, dass die Industrieländer entschieden gegen Kinderarmut und Jugendarbeitslosigkeit vorgehen müssten. „Die Länder sollten das Wohlergehen der Kinder ganz oben auf ihre Agenda setzen“. Das sei sowohl ein Gebot der Ethik wie auch der eigenen Interessen.

Ähnlich sieht das auch Jeffrey O’Malley von Unicef: „Alle Länder brauchen starke soziale Auffangnetze um Kinder zu schützen – in guten wie in schlechten Zeiten.“

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