Das überraschend schlechte Abschneiden Deutschlands begründen die Forscher mit vier Faktoren: Die Gestaltung des Arbeitsmarkts begünstige Gründer nicht gerade. Hinzu kämen Defizite in der Verwaltung, Marktzugang und die Bereitschaft, sich auf neue Technologien einzulassen. Hinzu käme, dass Gründertum gesellschaftlich kaum als Wert anerkannt sei. „Seit den 1960er Jahren hat es Deutschland versäumt, eine Kultur des Gründens zu etablieren“, heißt es in dem Bericht. Eigens herausgehoben wird der Mittelstand: Hier würde sich im Vergleich zu anderen Bereichen der Wirtschaft ungewöhnlich viel Innovationsfreude konzentrieren.
Ärger noch urteilen die Ökonomen über Schlusslicht Italien. Das Land, dessen Wirtschaft dieses Jahr zwar um wohl 0,9 Prozent wächst, in der Regel aber seit vergangenem Jahrzehnt stagniert und dessen Produktivitätsraten sinken, kommt auch in Sachen Zukunftsfähigkeit nach Definition des Weltwirtschaftsforums nicht so richtig aus dem Quark. Nur vier Prozent der Italiener gründen – trotz einer Jugendarbeitslosigkeit von 37 Prozent – ein eigenes Unternehmen. Neben einem starren Arbeitsmarkt machen die Forscher vor allem das schlechte Funktionieren der Institutionen dafür verantwortlich.
Alessandro Petazzi ist das egal: „Unseren Sitz haben wir in Italien“, sagt er. „Aber das Geschäftsmodell ist global.“ Für das nächste Jahr hat er sich den Ausbau des Geschäfts in Nordamerika und Teilen Westeuropas vorgenommen. So lange seine Mitarbeiter schnelles Internet haben, ist ihm der Rest egal. „Wir wachsen, weil unsere Idee gut ist, nicht weil wir viel Unterstützung vom Staat bräuchten.“
So fatalistisch wollen die Forscher des Weltwirtschaftsforums die Rolle der Politik freilich nicht herunter spielen. Sie glauben schon, dass Politik Einfluss nehmen kann. Vor allem, fordern die Schweizer, sollte Politik anerkennen, dass eine zukunftsfähige Wirtschaft nicht nur klassische Gründer fördere, sondern auch solche, die innerhalb von Unternehmen ihre Ideen vorantreiben. Es sei schon einiges getan, wenn Politik „unternehmerische Kultur innerhalb von Unternehmen fördere, zu Forschung- und Entwicklung ermutigt und die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Universitäten vereinfacht.