USA, China, Russland & Co. Griechenland wird zum Spielball der Mächtigen

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China

China will keinen Grexit. Was das betrifft, hat sich die Regierung in Peking relativ eindeutig geäußert: „Wir hoffen, dass die EU das Problem lösen kann und Griechenland in der Eurozone bleibt. Das ist im Interesse aller Beteiligten“, hieß aus dem Außenministerium am vergangenen Mittwoch.

Dabei geht es weniger um das eigene Geld, das China Griechenland geliehen hat. Zwar veröffentlicht die Regierung darüber keine genauen Zahlen, allerdings „handele es sich um einen geringen Betrag“, sagt He Mochun, Direktor des Wirtschafts- und Diplomatieforschungszentrum an der renommierten Pekinger Tsinghua-Universität der Zeitung „China Daily“.

China hat vor allem kein Interesse an einem schwachen Europa. Denn die eigene Wirtschaft schwächelt: Das Wirtschaftswachstum dürfte dieses Jahr bei unter sieben Prozent liegen. Das ist noch immer viel im Vergleich zum stagnierenden Europa, allerdings auch der niedrigste Wert seit sechs Jahren. An der Börse hat sich eine Blase zusammengebraut, die in den letzten zwei Wochen Anstalten machte, zu platzen.

Vor allem der Export hat in letzter Zeit stark gelitten. China hat in den vergangenen Jahren gewaltige Überkapazitäten vor allem in den klassischen Industrien wie Stahl und Bau aufgebaut. Im Moment braucht das Land mehr Absatzmärkte. Abhilfe soll die neue „Seidenstraße“ bringen, die China besser mit zentralasiatischen Märkten verbindet. Unterstützung für diese Strategie kommt von der in diesem Jahr geschaffenen „Asian Infrastructure Investment Bank“.

Sowohl auf der Landbrücke als auch auf der ebenfalls kürzlich verkündeten „maritimen Seidenstraße“, liegt Griechenland, das Premier Li Keqiang schon einmal als „Einfallstor nach Europa“ bezeichnet hat. Das Handelsvolumen zwischen China und Griechenland lag im vergangenen Jahr bei 4,5 Milliarden Dollar, Chinas Direktinvestitionen in Griechenland bei 1,3 Milliarden Dollar. So pachtet die staatseigene Reederei Cosco Flächen im griechischen Hafen ein Container-Terminal. Über den Hafen sollen chinesische Lieferanten schnellere Lieferwege auf den europäischen Markt bekommen als über Rotterdam oder Hamburg. Für 800 Millionen Euro will China in Kreta einen Flughafen bauen, außerdem haben die beiden Länder Verträge über den Bau von Schiffen geschlossen.

Die fünf großen Gefahren für Chinas Wirtschaftswachstum

Ein Grexit würde die Eurozone instabiler machen und unter Umständen weitere Austritte andere Länder nach sich ziehen. An einer wirtschaftlichen Destabilisierung der Region aber und einer damit noch schwächeren Nachfrage aus Europa hat China kein Interesse.

Allerdings gibt es auch andere Stimmen, die die geopolitische Dimension des Szenarios betonen. Marc Faber, Investor und Herausgeber des „Gloom, Boom & Doom“-Reports ist der Meinung, dass ein Grexit das Land langfristig weg von Europa und hin zu China und Russland treiben könnte. „Die westlichen Verbündeten werden das unter allen Umständen zu vermeiden versuchen“, sagte Faber im Februar.

Freuen würden sich wohl auch die chinesischen Touristen, bei denen Griechenland zu einem der beliebtesten Ziele in Europa gehört. Ein Grexit würde den Urlaub verbilligen.

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