Wachstum stärker als in anderen Staaten Warum Österreich die Idylle der Euro-Zone ist

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Strom ist deutlich billiger als in Deutschland

Durch das Sponsoring des Stratosphäresprungs von Felix Baumgartner war Red Bull wieder in aller Munde Quelle: dpa

Eine weitere Erfolgsgeschichte ist der Strommarkt, wo sich die Bürger ebenfalls über niedrigere Preise freuen. Seit der Liberalisierung des Strommarkts 2001 haben Haushalte 1,3 Milliarden Euro an Stromkosten gespart und Unternehmen 8,9 Milliarden Euro, rechnet der Regulator e-control vor. Während deutsche Endkunden 2011 für die Kilowattstunde im Durchschnitt 25,23 Euro bezahlt haben, waren es in Österreich nur 19,33 Euro. Und anders als in Deutschland, wo der Strompreis wegen des Ausbaus alternativer Energien nach oben schnellt, geht er in Österreich sogar zurück. 2011 lag er niedriger als im Vorjahr, eine Ausnahme in ganz Europa. Mit dem Wettbewerb bei den Stromanbietern ist der österreichische Regulator noch nicht zufrieden. Aber der Verzicht auf eine üppige Förderung etwa der Solarbranche sorgt dafür, dass die Preise niedrig bleiben.

Dass Österreich sich solche Instrumente nicht leistet, sorgt unter anderem dafür, dass sich die Verschuldung im Vergleich zu anderen Ländern der Euro-Zone in Grenzen hält. In diesem Jahr dürfte das Land das Maastricht-Kriterium von drei Prozent Neuverschuldung knapp überschreiten, weil der Staat gut zwei Milliarden Euro zusätzlich für die durch die Krise angeschlagenen Banken mobilisieren muss. Bis 2016 allerdings soll der Haushalt ausgeglichen sein.

Das Sprungbrett nach Südosteuropa

Zwar hängt die Stabilität der österreichischen Wirtschaft auch mit der engen Verflechtung mit Deutschland zusammen – rund 40 Prozent der österreichischen Ausfuhren nimmt der Nachbar im Norden ab, und BMW etwa baut rund 80 Prozent seiner Motoren in Österreich. Doch das Land hat sich seine günstige Wettbewerbsposition zum großen Teil selbst erarbeitet. So hat Österreich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs seine geografische Lage konsequent genutzt und gilt heute für Unternehmen aus ganz Europa als Sprungbrett nach Südosteuropa.

Klaus Huttelmaier sitzt in einem schmucklosen Bürobau am Stadtrand von Wien. Draußen wälzt sich der Feierabendverkehr durch die Straßen. In der Ferne drehen sich die Kräne auf der Baustelle des neuen Wiener Hauptbahnhofs. Huttelmaier leitet das Österreich-Geschäft für den Bosch-Konzern und hat damit die Verantwortung für 2800 Mitarbeiter. Doch das ist nicht alles. Aus der Hauptstadt steuert er die Aktivitäten des deutschen Autozulieferers in 13 osteuropäischen Ländern. In Tschechien betreibt Bosch sein weltweit größtes Werk für Einspritzpumpen. In Ungarn lässt das Unternehmen Elektrowerkzeuge bauen; zwei neue Fabriken entstehen zurzeit in Rumänien. "Wien ist für so etwas ideal", sagt Huttelmaier, "die Zug- und Flugverbindungen in die Nachbarländer sind unschlagbar."

So gut wie keine Streiks

An seiner Wahlheimat schätzt der Österreich-Chef des Konzerns aus Deutschland unter anderem das gute Verhältnis der Sozialpartner. Oft werde zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern viel diskutiert, aber Streiks gebe es so gut wie nie. Dazu kommt die hervorragende technische Ausbildung. Ähnlich dem deutschen Modell hat auch Österreich eine duale Ausbildung. "Zwar spüren auch wir den schärferen Wettbewerb um die Talente", sagt Huttelmaier, "aber wir kriegen immer noch alle Mitarbeiter, die wir brauchen."

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