Wachstum stärker als in anderen Staaten Warum Österreich die Idylle der Euro-Zone ist

Schon seit zehn Jahren wächst die Wirtschaft der Alpenrepublik stärker als der Durchschnitt der Euro-Zone. Warum das Land besser durch die Krise kommt als andere Staaten.

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Die Skyline von Wien am Donauufer Quelle: dpa

Sanft geschwungene Hügel mit viel Grün prägen die Landschaft rund um Mattighofen in Oberösterreich. Die Hausfassaden rund um den historischen Stadtplatz sind in warmen Pastelltönen gestrichen. Eine Kirche aus dem 8. Jahrhundert gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der 6000-Einwohner-Gemeinde nördlich von Salzburg. Im Sommer vergnügen sich die Bürger im Erlebnisbad. Mattighofen, das ist dörfliche Idylle wie aus dem Bilderbuch – aber das ist bei Weitem nicht alles.

Mattighofen ist auch Symbol für die Modernisierung der österreichischen Wirtschaft, für die Eroberung neuer Märkte in Fernost und Südamerika; kurzum: für die rasante Globalisierung der Alpenrepublik.

Etwa 85 000 Motorräder will Stefan Pierer in diesem Jahr in Mattighofen bauen. Pierer ist Chef bei KTM, einer Traditionsmarke der Motorradbranche. In den Vierzigerjahren gegründet, stand das Unternehmen Anfang der Neunziger vor dem Aus. Gerade mal 6000 Maschinen verkaufte KTM damals noch. Gut 80 000 waren es im vergangenen Jahr. Mit gut 100 000 verkauften Motorrädern rechnet Pierer für das laufende Jahr.

KTM verlässt sich auf Asien

Der Umsatz des inzwischen zweitgrößten europäischen Motorradherstellers nach BMW erreichte 2011 fast 527 Millionen Euro bei einem Gewinn von mehr als 30 Millionen Euro. "Wir werden in diesem Jahr einen Rekordabsatz schaffen", verspricht Pierer, "aber das geht nur über Wachstum in Asien." Zuletzt waren Australien und die USA die wichtigsten Einzelmärkte für KTM. Jetzt blickt Pierer auf Indonesien, Indien und Kolumbien. In Krisenländern wie Spanien und Italien ist der Absatz zuletzt kräftig gefallen.

Nicht nur der Motorradhersteller aus Mattighofen kämpft sich erfolgreich durch die Euro-Krise. Auch in anderen Landesteilen ist von Pessimismus wenig zu spüren. Während Griechenland, Spanien und Italien regelrecht abstürzen und Frankreich und Großbritannien in die Rezession schlittern, verzeichnet Österreich immer noch ein steigendes Bruttoinlandsprodukt (BIP).

Österreich glänzt mit niedriger Arbeitslosenquote

Besser als Euro-Land

Sicher, mit den großen Zuwächsen ist es angesichts der Turbulenzen auch hierzulande erst mal vorbei. Doch im kommenden Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung immerhin um rund 1,5 Prozent zulegen, sagen optimistische Schätzungen voraus. Unter dem Strich wächst Österreichs Wirtschaft bereits seit zehn Jahren schneller als der Durchschnitt der Euro-Zone (siehe Grafik).

Das bleibt nicht ohne Folgen: Nirgendwo in der Europäischen Union ist die Arbeitslosigkeit niedriger als in Österreich. Die Beschäftigungsquote befindet sich auf Rekordhoch. Der Anstieg der öffentlichen Verschuldung ist wesentlich geringer als im EU-Durchschnitt. Ähnlich wie Deutschland gilt Österreich als sicherer Hafen und profitiert von historisch niedrigen Zinsen für die Staatsschuld. "Im Großen und Ganzen hat das Land in den letzten Jahren seine Hausaufgaben gemacht", resümiert Ökonomin Margit Schratzenstaller vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo).

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