Währungsunion Sloweniens Euro-Alptraum

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Mit 58 Jahren in Rente

Die zehn größten Euro-Lügen
Ex-EZB-Chef Jean-Claude Trichet Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble Quelle: dpa
Giorgios Papandreou Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble Quelle: dapd
Chef der Eurogruppe Jean-Claude Juncker Quelle: dapd
Angela Merkel mit Draghi Quelle: dapd
Mariano Rajoy Quelle: REUTERS

Das dritte Feld, auf dem dringend Reformen nötig sind, ist das Rentensystem. Slowenien erlaubt es sich, seine Bürger schon mit 58 Jahren in den Ruhestand zu schicken, viele gehen bereits mit 57 Jahren. Kein anderes Industrieland hat ein derart geringes, offizielles Renteneintrittsalter. Mehrere Regierungen versuchten schon eine schrittweise Verlängerung der Lebensarbeitszeit auf bis zu 65 Jahre. Doch bisher sind noch alle Reformversuche – und gleichzeitig ganze Regierungen – an dem Widerstand der "Demokratischen Rentnerpartei Sloweniens" (DeSUS) gescheitert. "Sie ist sehr populär und die einzige Konstante im politischen System. Die Rentnerpartei ist seit Jahren an allen Regierungskoalitionen beteiligt", berichtet Rantzen. "Und sie bedient ihr Klientel."

Wer in Europa wann in Rente geht

Auch an der derzeitigen Mitte-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Janez Janša, die aus fünf Parteien besteht, ist die "DeSUS" beteiligt. Dennoch hofft die Geschäftsführerin der deutsch-slowenischen Handelskammer, dass Reformen auf den Weg gebracht werden. "Janez Janša ist ein Politiker, der die Fäden in der Hand hält und pragmatisch genug ist, um zu wissen, dass das Land Reformen braucht."

Zweifel sind allerdings angebracht. Nicht nur, weil die Rentnerpartei mit im Boot. Janša selbst war bereits von 2004 bis 2008 der starke Mann in Ljubljana. Damals erlebte das Land eine Boom-Zeit. Es wäre einfach gewesen für den Ministerpräsidenten, Reformen durchzusetzen. Doch nichts ist passiert. "Er hat die Möglichkeit verstreichen lassen", sagt auch Rantzen, die aber auf einen Lernprozess hofft und erklärt: "Janša muss jetzt liefern, sonst hat diese Regierung keine Überlebenschance."

Wichtige Impulse dank Deutschland

Reformunwillige Politiker, marode Banken und ein starrer Renten- und Arbeitsmarkt: Kann Slowenien auf bessere Zeiten hoffen? Ja – unter Umständen. Positiv ist, dass die jungen Leute in Slowenien sehr gut ausgebildet sind. Zwar stehen bei den Schülern und Studenten Jobs in der Finanzwelt höher im Kurs als in der Industrie, doch die Krise könnte auch die Stimmung im Land – und damit die Berufswünsche der Jugend – verändern.

Weitere Pluspunkte: Slowenien ist traditionell ein Industrieland. Das Land ist sehr gut aufgestellt in der Automobilbranche – und profitiert von den engen Verflechtungen mit Deutschland. Die Bundesrepublik ist im Allgemeinen der wichtigste Handelspartner Sloweniens und ein großer Investor. "Wir gehen von etwas über 300 deutschen Unternehmen in Slowenien aus", sagt Gertrud Rantzen.

Deutsche Marken sind sehr stark in der Automobilbranche vertreten und im Handel. Bosch und Siemens Haushaltgeräte haben ein eigenes Werk in Slowenien, das den weltweiten Markt beliefert, zudem haben alle großen deutschen Baumarktketten Filialen in Slowenien, aber auch die Drogeriemärkte "dm" und "Müller" sowie die Modeketten "New Yorker", "C&A", "Peek & Cloppenburg".

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