So angeschlagen der Euro wirkt – die meisten Staaten der Welt betrachten Europas Zahlungsmittel als zweite Leitwährung: Ein Viertel der weltweit gebunkerten Währungsreserven lautet auf Euro; im Jahr 2000 waren es nur 18 Prozent. Der Dollar bringt es zwar auf 60 Prozent, doch die relative Übermacht der Dollar-Einlagen sinkt seit nunmehr zehn Jahren. Die Bedeutung des Euro blieb trotz Finanzkrise überraschend stabil, wenngleich es unter dem Eindruck der eskalierenden Schuldenkrise seit dem vierten Quartal 2011 eine Delle nach unten gibt.
Bleibt der Euro als Transaktions- und Reservewährung global relevant, beruhigt dies nicht nur internationale Investoren und Anleger, sondern stabilisiert auch die Handelsbilanzen im Euro-Land. Denn in den boomenden Schwellenländern, die für die Konjunktur in Europa eine Schlüsselrolle einnehmen, geht der Trend hin zur Kopplung der Landeswährung an einen Währungskorb.
Schwere Zeiten für Nationalwährungen
Im Korb der russischen Zentralbank etwa liegt der Euro-Anteil bei rund 40 Prozent. Für europäische Exporteure dämpft dies die Wechselkursvolatilität. Mittelfristig dürfte mit dem chinesischen Yuan eine dritte globale Leitwährung entstehen, die sich in den Währungskörben der Schwellenländer breit macht. Nationale europäische Währungen dürften es dann schwer haben.
Wer im Konzert der Wirtschaftsblöcke mitspielen möchte, braucht ein gemeinsames Korsett. Allerdings: Als Ankerwährung für Schwellenländer und als Katalysator für die weltpolitische Bedeutung Europas funktioniert der Euro nur, solange er auf Dauer eine stabile Währung ist. Das aber ist – nicht zuletzt durch die ultralockere Geldpolitik der EZB – infrage gestellt.
Weniger Wirtschaft, mehr politische Nähe?
Die Niedrigzinspolitik heizt den Kapitalstrom in Schwellenländer an, deren Währungen unter Aufwertungsdruck geraten. Wegen der Wechselkursbindung intervenieren die Zentralbanken der Schwellenländer und verkaufen die eigene Währung. Das zusätzlich in die Wirtschaft fließende Geld pumpt Spekulationsblasen auf und treibt die Güterpreise in die Höhe. Statt Stabilität importieren die Schwellenländer Inflation aus Europa.
Manche Euro-Kritiker sagen gar: Gäbe Europa den Euro auf, könnte die politische Bedeutung Europas steigen. Denn dann müssten die Regierungen auf wichtigen Politikfeldern eng zusammenrücken. Eine auf diese Weise institutionell gestärkte und mit einer Stimme sprechende EU könnte womöglich ihr Gewicht in der Welt besser zur Geltung bringen als eine in Währungsfragen zerstrittene Staatengruppe.
Fazit: These stimmt überwiegend