+++15:25+++
Wegen der bis in den Nachmittag hinein schwachen Wahlbeteiligung ruft Stavros Theodorakis, Parteichef der linksliberalen To Potami, die Griechen auf, sich nicht zu enthalten. Die Aussicht, die Wahl zu wiederholen, müsse vermieden werden, sagt.
+++14:47+++
Die vorgezogene Parlamentswahl in Griechenland bringt nach einem Zeitungsbericht den Zeitplan für das neue Hilfsprogramm durcheinander. Die erste Überprüfung des Programms werde wohl nicht wie geplant beim Treffen der Euro-Finanzminister am 5. Oktober vorliegen, sagten hochrangige EU-Diplomaten dem Handelsblatt (Montagsausgabe). Der Prüfbericht der internationalen Geldgeber könne sich um zwei Wochen verzögern. Sollte sich die Koalitionsbildung in Athen hinziehen, könne es noch später werden. Von der Überprüfung hängt die Auszahlung weiterer Milliardenkredite ab.
+++13:30+++
Die Parlamentswahl in Griechenland ist nur schleppend in Gang gekommen. Die Beteiligung liegt nach Medienberichten und Beobachtung von Reportern geringer als bei der Wahl im Januar und dem Euro-Referendum im Juli. In vielen Wahllokalen waren bis Mittag nur zehn Prozent der Wähler oder noch weniger erschienen. In Umfragen zeichnet sich weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Tsipras und Meimarakis ab
+++11:04+++
ND-Chef Evangelos Meimarakis zeigt sich zuversichtlich: „Ich glaube, alle Griechen werden heute Abend das neue Griechenland feiern, das am Montag kommt“, sagt Meimarakis nach der Stimmabgabe. Die Bürger wollten „das Graue, die Lüge und die Misere“ aus ihrem Alltag verjagen. Stattdessen würden sie mit ihrer Stimme „das Wahre und das (politisch) Authentische“ an die Macht bringen.
Das sagen Analysten zur Lage Griechenlands
"Letztendlich entscheidet das Referendum am Sonntag darüber, ob Griechenland in der Währungsunion bleibt. Wenn sich die Griechen dafür aussprechen, kann die Staatengemeinschaft ein solch demokratisches Votum nicht übergehen. Dann werden die Verhandlungen wieder aufgenommen. Bei einem negativen Votum kommt es dagegen zum Grexit. (...) Bis dahin tobt ein Nervenkrieg. Die Kapitalverkehrskontrollen reichen zunächst erst einmal aus, um das Schlimmste zu verhindern. Aber die Kontrollen behindern die Wirtschaft, ebenso wie die von der Syriza geschaffene Unsicherheit. Das ist wirtschaftlich ein verlorenes Jahr für Griechenland. Für Deutschland spielt das keine Rolle. Nicht einmal ein Prozent der deutschen Exporte gehen dorthin."
„Natürlich wird der Dax zunächst leiden, aber fundamental ist die Wirtschaft in Takt (...) Der Rückschlag wird nicht von Dauer sein."
"Für Griechenland wird es jetzt ganz schwierig. Europa versucht, den Schaden für andere Euro-Länder zu begrenzen. Das wird mit großer Wahrscheinlichkeit gelingen. Die EZB hat bereits erklärt, dass sie die Lage an den Finanzmärkten genau verfolgt und notfalls eingreifen wird. Bei größeren Turbulenzen, die der Konjunktur gefährlich werden könnten, könnte die EZB ihre Anleihekäufe zeitlich nach vorne ziehen oder aufstocken. Sie könnte auch Anleihen bestimmter Länder wie Spanien und Italien früher kaufen. Sie könnte noch deutlicher darauf verweisen, dass es das ultimative Sicherheitsprogramm - das sogenannte OMT-Programm - auch noch gibt."
"Mit einer solchen Wendung haben nur wenige gerechnet. Kapitalverkehrskontrollen, vor allem aber die hohe Unsicherheit der kommenden Wochen und Monate dürften die letzte Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung in Griechenland zunichte machen. Ein Staatsbankrott Griechenlands bedeutet nicht automatisch Grexit. Im besten Fall könnten die Entwicklungen dieser Tage nun dazu führen, dass Europa einen Insolvenzmechanismus für Staaten entwickelt - ganz so, wie die erste Griechenlandkrise vor fünf Jahren zu einem Rettungsmechanismus für Staaten führte. Spannend bleibt, ob und wie andere populistische Kräfte in Europa von den Entwicklungen profitieren. Die Polarisierung zwischen etabliertem Lager und Populisten dürfte in den kommenden Monaten weiter steigen."
"Weder der Grexit noch die Staatspleite sind zwingend. Es hängt sehr davon ab, wie das Referendum ausgeht. Wenn es zu einer Ablehnung kommt, wäre Griechenland auf schiefer Ebene unterwegs in Richtung Euro-Abschied. Die EZB hat die Kapitalverkehrskontrollen praktisch erzwungen, indem sie die Notfallkredite an griechische Banken nicht weiter erhöht hat. Wenn die EZB sie wieder aufstockt nach einem positiven Votum der Griechen, dann wären sie in diesem Umfang nicht mehr notwendig. Die Folgen für die Wirtschaft sind sehr negativ. Durch die Kapitalverkehrskontrollen werden die Geschäfte von Unternehmen und deren Abwicklung über die Banken behindert. Das dürfte die Konjunktur weiter beschädigen.
Die direkten Folgen für die Wirtschaft in der Euro-Zone und Deutschland dürften begrenzt sein - Griechenland ist zu klein, die Handelsverflechtungen zu gering. Man muss aber abwarten, wie stark die Marktturbulenzen sein werden. Denn die könnten auf die Realwirtschaft durchschlagen."
+++09:17+++
Der linke griechische Ex-Regierungschef Alexis Tsipras zeigt sich siegessicher. „Das griechische Volk wird heute (bei den Wahlen) den Übergang in eine neue Ära besiegeln“, sagt Tsipras nach der Stimmabgabe. Seine künftige Regierung werde weiter entschlossen um die Rechte der Griechen kämpfen - nicht nur in Europa, sondern auch, um die nötigen Reformen im Inland durchzusetzen. Zudem werde die neue Regierung jungen Menschen die Aussicht geben, weiter „träumen zu können“ und im Land zu bleiben. Griechenland werde unter seiner Regierung wieder ein „starker und gleichberechtigter Partner“ in der EU werden, sagt Tsipras.