




Wahrscheinlicher scheint daher, dass Asmussen mit seinem Wechsel nach Berlin seine politischen Ziele unterstreichen will. Das er gern eine politische Rolle spielen würde gilt unter Parteifreunden als sicher. Dem Ökonomen mit SPD-Parteibuch wurden immer wieder Ambitionen auf das Finanzministerium nachgesagt. Im Zweifel könnte er dafür nicht nur aus den eigenen Reihen Unterstützung erwarten, mit Bundeskanzlerin Angela Merkel pflegt Netzwerker Asmussen ein gutes Verhältnis. Und auch Finanzminister Wolfgang Schäuble, unter dem Asmussen bis Ende 2011 Staatssekretär war, lobte seine Rückkehr. "Das finde ich toll, er ist ein guter Mann", sagte der CDU-Politiker am Montag.
Für ein Sprungbrett an die Spitze des Finanzministeriums hätten sich möglicherweise aber passendere Ämter geboten, etwa ein Posten unter Schäuble selber oder im Wirtschaftsministerium von Parteichef Sigmar Gabriel. Allerdings könnte Netzwerker Asmussen die Zeit im Arbeitsministerium nutzen, um seine Position unter den Mitgliedern des linken Parteiflügels der SPD zu stärken. Seine neue Chefin Nahles ist die ideale Türöffnerin. Denn gerade bei linken SPDlern gilt Asmussen bisher als Bankenlobbyist, der für die Finanzkrise mitverantwortlich ist. Ihm wird vorgeworfen, sich lange für deregulierte Finanzmärkte eingesetzt und die Zeichen der Krise zu spät erkannt zu haben. Heute kämpft er für Regulierung, ist sogar für eine Finanztransaktionssteuer.
Europa
Für Asmussen bietet der neue Posten die Chance, zu zeigen, dass er auch sozial kann. "Als Ökonom verstehe ich die großen Linien der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, und in die Einzelheiten arbeite ich mich ab jetzt ein", sagte Asmussen der "Süddeutschen". Gemeinsam mit Nahles wird Asmussen ein Mammutprojekt zu bewältigen haben, die schrittweise Einführung des flächendeckenden Mindestlohns. Auch wenn das Vorhaben umstritten ist, für Asmussen bietet es möglicherweise eine Bühne, sich in die Herzen der linken Parteigenossen zu arbeiten. Denn sollte er in einer möglichen Regierung ab 2017 eine gewichtige Rolle spielen, wird er sich mit dem linken Parteiflügel gut stellen müssen.
Egal, welche Beweggründe Asmussen hatte, seine Entscheidung verdient in jedem Fall Respekt. Denn warum sollte ein Familienvater nicht nach mehr Nähe zu seiner Familie suchen, seine Kinder aufwachsen sehen und möglicherweise seine Frau entlasten wollen?