Wegen Rechtsstaatsverstößen EU-Parlament stimmt für Strafverfahren gegen Ungarn

Viktor Orban (r), Ministerpräsident von Ungarn. Quelle: dpa

Nach Polen muss sich auch Ungarn einem Sanktionsverfahren wegen Gefährdung von EU-Grundwerten stellen. Eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Europaparlament stimmte für das Auslösen eines Rechtsstaatsverfahrens.

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Das EU-Parlament hat ein Strafverfahren gegen Ungarn wegen Rechtsstaatsverstößen auf den Weg gebracht. Die Abgeordneten in Straßburg stimmten einem entsprechenden Antrag am Mittwoch mit der erforderlichen Zwei-Drittelmehrheit zu. 448 Parlamentarier sprachen sich dafür aus. Damit ist das Verfahren aber erst angestoßen.

Als nächstes muss sich der Europäische Rat mit dem Thema befassen und die Einleitung offiziell beschließen. Ungarns Regierung höhlt einem Parlamentsbericht zufolge unter anderem den Rechtsstaat aus und drangsaliert Nichtregierungs-Organisationen. Gegen Polen läuft bereits ein solches Verfahren, an dessen Ende der Entzug der Stimmrechte für das betroffene Land im EU-Rat stehen kann. Es ist das erst Mal, dass das EU-Plenum einen solchen Schritt, der nach seinem Platz im EU-Vertrag als Artikel 7 bekannt ist, aus eigener Kraft beschließt. Die Bundesregierung betonte, dass die EU eine Wertegemeinschaft sei, an die sich alle Mitglieder halten müssen.

Erst am Vorabend hatte die EVP als größte Parteienfamilie im Parlament den Fraktionszwang für die Abstimmung aufgehoben. Fraktionschef Manfred Weber hatte am Dienstagabend erklärt, für den Prozess stimmen zu wollen. Die umstrittene ungarische Regierungspartei Fidesz gehört zur EVP.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gab dem Parlamentsvorstoß bereits vorher seine Rückendeckung. „Artikel 7 muss dort, wo der Rechtsstaat in Gefahr ist, Anwendung finden“ , sagte er in seiner Regierungserklärung am Vormittag.

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