
Deutschland surft auf einer Welle des Erfolgs, während Griechenland, Slowenien und Italien herumdümpeln. So jedenfalls kann man die Grafiken der renommierten Studie zur Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaften des „International Institute for Management Development“ (IMD), eine private Wirtschaftshochschule in Lausanne, Schweiz, deuten. Demnach gehört Deutschland zu den zehn wettbewerbsfähigsten Ländern der Welt – und punktet fast in allen Vergleichskategorien.

„Deutschland brilliert durch seine Großkonzerne und dem Mittelstand. Das Land bietet zudem eine gute Infrastruktur und ist für ausländische Investoren interessant“, fasst Stephane Garelli, Direktor des IMD im Gespräch mit WirtschaftsWoche Online die Stärken des Landes zusammen. Einzig die öffentlichen Finanzen und die hohe Besteuerung von Unternehmen werden in der Studie als Schwächen der Bundesrepublik gekennzeichnet. Dennoch: Deutschland landet im Ranking auf dem neunten Rang. Nur Norwegen, Schweden und die Schweiz liegen im Europa-Vergleich vor der Bundesrepublik. Die USA führen das Ranking an.
Das sind die wettbewerbsfähigsten Länder der Welt
Die wirtschaftlich stärkste und wettbewerbsfähigste Volkswirtschaft der Welt sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Das hat das IMD World Competitiveness Center in seiner aktuellen Vergleichsstudie bekannt gegeben. Dementsprechend fliegen ausländische Unternehmen auf den Wirtschaftsstandort Amerika.
Besonders attraktiv finden Firmen in den USA die dynamische Wirtschaft (57,4 Prozent), die qualifizierten Arbeitskräfte (56,4 Prozent), den guten Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten (44,6 Prozent) sowie den starken Fokus auf Forschung und Entwicklung (43,6 Prozent).
In den Einzelwertungen holte die USA gleich 13 Mal den ersten Platz, darunter unter anderem bei Direktinvestments, beim Export oder dem Risikokapital.
Der zweite Platz geht an die Schweiz. Der kleine Alpenstaat mit seinen nur rund acht Millionen Einwohnern hat die weltweit niedrigste Inflationsrate und punktet besonders mit sehr gut ausgebildeten Fachkräften und hohen wissenschaftlichen Standards. Unternehmen aus aller Welt schätzen die politische Stabilität in der Schweiz genauso wie die gut ausgebildeten Arbeitskräfte vor Ort, die hohe Bildung, die herrschenden Steuersätze und die verlässliche Infrastruktur.
Die Bronzemedaille geht in diesem Jahr an die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong. Im Vorjahr hatte es die chinesische Metropole jedoch noch auf Platz eins geschafft. Unternehmen aus aller Welt schätzen Hongkong besonders wegen der attraktiven und wettbewerbsfähigen Besteuerung der Unternehmen, dem wirksamen Rechtssystem, der unternehmerfreundlichen Umgebung, der verlässlichen Infrastruktur und der dynamischen Wirtschaftsentwicklung. Ganz gut steht Hongkong auch bei der Höhe der Steuersätze für die Bürger, dem Bank- und Finanzsektor sowie den Direktinvestitionen da.
Schweden hat in diesem Jahr den Platz mit Singapur getauscht. Für Schweden ging es von Platz fünf hoch auf vier. 2007 belegte das Land dagegen noch Platz 19. Besonders in den Bereichen Bildung, Gesundheitsversorgung, Management und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ist das skandinavische Land unschlagbar. Auch die Produktivität der Firmen und das Finanz-Know-How sind weltspitze.
Der fünfte Platz geht in diesem Jahr an Singapur. Im Vergleich zu 2012 ging es damit einen Platz herunter. Das asiatische Land wird von Unternehmen wegen seiner kompetenten Regierung, der verlässlichen Infrastruktur, dem wirksamen Rechtssystem und dem stabilen politischen System sowie seiner Unternehmerfreundlichkeit geschätzt.
Für Norwegen ging es von Rang acht im Jahr 2012 hoch auf Platz sechs. 2007 belegte das skandinavische Land noch Platz fünf. Nahezu unschlagbar ist Norwegen in den Punkten gesellschaftliche Rahmenbedingung, Produktivität und Effizienz, sowie politischer Stabilität.
Kanada hat sich leicht verschlechtert und rutschte vom sechsten Platz in den Vorjahren auf Rang sieben im aktuellen World Competitiveness Ranking. Das Land gilt wegen seiner Facharbeiter, der politischen Stabilität, dem hohen Bildungslevel, der guten Infrastruktur und dem unternehmerfreundlichen Umfeld als besonders attraktiv für Unternehmen.
Auch die Vereinigten Arabischen Emirate haben sich verbessert. Von Platz 16 im Jahr 2012 ging es 2013 hoch auf Rang acht. Sie gelten als der Knotenpunkt für Tourismus, Handel und Luftfahrt. Im Ranking punkten die Arabischen Emirate besonders mit den Unternehmenssteuern (Platz eins im weltweiten Vergleich), den Umsatzsteuern (Platz eins), der Einkommenssteuer (Platz eins), den Sozialversicherungsbeiträgen, der Bürokratie und dem Altersdurchschnitt der Gesellschaft. Auch beim Image, der Erfahrung und der Bereitschaft, ausländische Fachkräfte anzuheuern, kann das Land punkten. Mau sieht es dagegen mit der Beschäftigungsrate von Frauen aus.
Deutschland belegte im Jahr 2007 noch Rang 16 in puncto Wettbewerbsfähigkeit. 2012 und 2013 schaffte es die Bundesrepublik jedoch auf Platz neun. Besonders gut steht Deutschland unter anderem bei der Jugendarbeitslosigkeit (weltweit Rang sechs), Export (weltweit Rang drei) und der Diversifizierung der Wirtschaftstätigkeit (Rang zwei) da. Auch bei Ausbildung und Lehre (Platz eins), Fortbildungen (Platz eins), Produktivität der Arbeitskräfte und kleinen und mittelständischen Unternehmen (jeweils Platz eins) macht Deutschland keiner etwas vor. Bei Sozialversicherungsbeiträgen (Rang 575), Arbeitsstunden (Rang 53) oder dem Ausbau von Highspeed-Breitband (Rang 53) kann die BRD noch etwas lernen.
Katar liegt im internationalen Vergleich auf Platz zehn der wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften. Das hat das IMD World Competitiveness Center in seiner aktuellen Vergleichsstudie bekannt gegeben. Gerade die Frauen in Katar sind nur zu einem geringen Teil beschäftigt. Auch bei den Technik-Exporten und dem Ausbau von Breitband-Internet liegt Katar zurück. Dafür spielt das arabische Land bei der Staatsverschuldung, den Steuern und den Sozialversicherungsbeiträgen ganz vorne mit: Platz eins in allen Kategorien. Auch bei der gesamtwirtschaftlichen Produktivität ist Katar einsame Spitze. Im Jahr 2013 muss das Emirat an der Ostküste des persischen Golfs in Bildung investieren und dafür sorgen, dass mehr Menschen in Lohn und Brot kommen.
Deutschlands Höhenflug ist das Ergebnis einer ambitionierten Reformpolitik. Vor 16 Jahren, 1997, lag Deutschland noch auf Platz 16 im Vergleich der wettbewerbsfähigsten Länder der Welt. „Deutschland ist nur eines von neun Ländern, das in diesem Zeitraum fünf oder mehr Ränge gut gemacht hat“, erklärt Garelli. Die Erfolge sind auch real zu messen: Die Arbeitslosenquote ist in Deutschland von 11,4 Prozent im Jahr 1997 auf heute 6,8 Prozent (Jahresdurchschnitt 2012) gesunken. Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland ist von 1,91 Billionen Euro 1997 auf 2,64 Billionen Euro 2012 gestiegen. Auch im ersten Quartal 2013 wuchs die deutsche Wirtschaft – obwohl fast ganz Europa schwächelt und als Abnehmer von deutschen Produkten ausfällt. Möglich gemacht haben diesen Aufstieg vor allem die Arbeitsmarktreformen von Rot-Grün.
Die Stärken Deutschlands
Deutschland ist zwar nicht mehr Exportweltmeister, liegt jedoch ganz vorne im internationalen Vergleich. Deutschland liegt an dritter Stelle, wenn es um den Export von Gütern, Dienstleistungen und Investitionen im Ausland geht. Deutsche Güter werden weltweit nachgefragt, so ist die Bundesrepublik wenig anfällig, wenn die Konsumlaune im Inland oder im europäischen Ausland nachlässt.
Wer in Deutschland etwas entwickelt, kann sich sicher sein, dass seine Eigentumsrechte per Gesetz gewahrt werden. Das beschert Deutschland den dritten Platz im Bereich Schutz des geistigen Eigentums, außerdem liegt die Bundesrepublik in Sachen Ausgaben für das Gesundheitssystem, Innovationsumfang und Grüne Technologie auf dem vierten Platz.
Deutschland gelingt es sehr effizient, seine Bürger und Unternehmen zu schützen. So punktet die Bundesrepublik mit der Inneren Sicherheit, mit dem Schutz des geistigen Eigentums - und mit einer effizienten Kontrolle der Kapitalmärkte. In allen drei Kategorien belegt die Bundesrepublik den 5. Rang.
In Sachen Produktivität und Effizienz liegt Deutschland im internationalen Vergleich ganz vorne. In den Bereichen Ausbildung, kleine und mittlere Unternehmen, Fortbildung der Mitarbeiter und Produktivität der Mitarbeiter liegt die Bundesrepublik an der Spitze und belegt in den vier Kategorien den ersten Platz.
Die deutsche Wirtschaft ist breit gefächert. Ob Autos, Technologie oder Dienstleistungssektor, hierzulande sind viele verschiedene Industrien angesiedelt. Das erhöht zum einen die Attraktivität des Landes, zum anderen senkt es aber auch die Gefahr, dass Deutschland aufgrund Probleme einer einzelnen Industrie selbst in Schwierigkeiten gerät. Mit seiner breiten Aufstellung in unterschiedlichen Branchen liegt Deutschland international auf Rang 2.
„Strukturreformen sind unerlässlich, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen“, sagt auch Garelli. Gerade daran mangelt es in Südeuropa. Von Portugal bis Spanien, von Italien bis Irland sind die Löhne im vergangenen Jahrzehnt in die Höhe geschossen, ohne dass die Produktivität im gleichen Maße zulegte. An eine Senkung des Renteneintrittsalters traute sich europaweit fast keine Regierung, der öffentliche Sektor ist fast in allen Krisenländern aufgebläht. Die Folgen sind im IMD-Ranking Schwarz auf Weiß zu lesen: Europa verliert den Anschluss. Unter den 20 Ländern, die seit 1997 in der IMD-Vergleichstabelle fünf oder mehr Ränge verloren haben, kommen gleich zwölf Staaten von unserem Kontinent. Das sind vor allem die Euro-Krisenländer – aber auch vermeintliche Stützpfeiler und Wirtschaftsmächte der Euro-Zone.