
Zyperns Banken haben seit 11.00 Uhr MEZ wieder geöffnet, so dass sich die Bürger vor Ostern mit Geld eindecken können. Die Geldinstitute waren in der heißen Phase der Rettung des kleinen Inselstaates vor der Pleite fast zwei Wochen lang geschlossen. Auf aktuellen Fernseh-Bildern sieht man zahlreiche Menschen vor den Banken, es bleibt aber noch alles friedlich. "Alles läuft gut. Ich bin zufrieden“, sagte der zyprische Abgeordnete Prodoromos Prodromou in den ersten Minuten nach der Bankenöffnung. Der Politiker stand auf dem zentralen Eleftherias Platz im Zentrum Nikosias, um die Abläufe zu beobachten.

Polizeistreifen zeigen seit den frühen Morgenstunden in der Innenstadt Präsenz und fahren von Bank zu Bank. Zusätzlich waren vor den Türen der Banken private Sicherheitsdienste im Einsatz. Im Fernsehen wurde berichtet, die Bankkunden sollten in Gruppen von zehn Personen eingelassen werden, um Tumulte zu verhindern. In allen Radio- und Fernsehsendern riefen Sprecher von Behörden und Institutionen zur Ruhe auf.
Der Dax reagierte bislang nicht auf die Wiedereröffnung der zyprischen Banken.

Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen waren in der Nacht Lastwagen mit großen Bargeldbeständen auf den Hof der Zentralbank gerollt. Ein Hubschrauber kreiste über dem Gebäude, während bewaffnete Polizisten vor dem Gebäude patrouillierten. Insgesamt sieben Tage lang sollen strikte Kontrollen der Kapitalströme auf der Insel verhindern, dass Kunden aus Panik massenhaft Geld außer Landes schaffen.
Zugleich soll der Zugang zu den Konten beschränkt bleiben. Bar dürfen die Zyprer pro Tag nicht mehr als 300 Euro abheben. Bei Auslandsreisen beträgt das Limit für die Mitnahme von Geld 1000 Euro, zunächst war die dreifache Summe erwogen worden. Anfang der Woche hatte sich die Regierung in Nikosia mit ihren Geldgebern auf ein milliardenschweres Hilfsprogramm geeinigt, bei dem auch Kontoinhaber mit Summen über 100.000 Euro bluten müssen. Zwischenzeitlich war selbst ein Zugriff auf die Konten von Kleinsparern erwogen worden. Der Vorschlag war jedoch nach massenhaften Protesten wieder kassiert worden. Viele Anleger sind zudem verunsichert, weil die beiden größten Institute des Landes, die Bank of Cyprus und Laiki, zusammengelegt werden.
Der Chef des weltgrößten Anleihenhändlers Pimco, Mohamed al-Erian, befürchtet als Folge der Verunsicherung der Bankkunden einen Massenansturm auf die Banken in Zypern und anderen Euro-Staaten. Das Risiko müsse genau beobachtet werden, sagte Al-Erian der Zeitung "Bild". "Sobald ein Sturm auf die Banken erst einmal begonnen hat, macht es für alle Sinn, mitzumachen. Deshalb lässt er sich so schwer stoppen."