
Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im Februar merklich eingetrübt. Der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fiel um 9,2 Punkte auf 1,0 Zähler, wie das ZEW am Dienstag in Mannheim mitteilte. Die Bewertung der aktuellen Lage verschlechterte sich um 7,4 Punkte auf 52,3 Punkte.
„Die sich abzeichnende Abschwächung der Weltkonjunktur und die ungewissen Folgen des Ölpreisverfalls belasten die ZEW-Konjunkturerwartungen“, sagte Sascha Steffen, Leiter des Forschungsbereichs Internationale Finanzmärkte am ZEW. „Angesichts dieser Entwicklungen hat die Sorge um erhöhte Kreditausfallrisiken bereits Aktien- und Anleihekurse vieler Banken in Europa, den USA und Japan in die Knie gezwungen.“
Konjunkturindikatoren
Der vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) herausgegebene Index beruht auf der Befragung von 350 Analysten und Finanzmarktexperten. Sie geben dabei ihre Einschätzung über die künftige Wirtschaftsentwicklung ab. Der Index zur mittelfristigen Konjunkturentwicklung ergibt sich aus der Differenz der positiven und negativen Erwartungen über die künftige Wirtschaftsentwicklung. Er wird zur Monatsmitte erhoben.
Der international beachtete Index basiert auf einer Befragung von etwa 7000 Unternehmen aus Bau, Einzelhandel und Industrie. In einem Fragebogen beurteilen sie ihre gegenwärtige Geschäftslage sowie die Erwartungen für die Zukunft. Beide werden im Geschäftsklima zusammengefasst. Der Index ergibt sich aus dem Saldo der Antworten „gut“ und „schlecht“.
Wird von der britischen Forschergruppe Markit erhoben. Er beruht für Deutschland auf Umfragen unter Einkaufsmanagern von 500 repräsentativ ausgewählten deutschen Industrieunternehmen. Bestandteile des Index sind Auftragseingänge, Preise und Beschäftigung. Der Index hat einen relativ kurzen Vorlauf gegenüber der Produktion.
Umfasst den Bargeldumlauf und die Sichteineinlagen, wie zum Beispiel Sparbücher. Da die in M1 enthaltenen Bestandteile direkt für Transaktionen zur Verfügung stehen, deutet ein Anstieg darauf hin, dass die Kaufbereitschaft der Konsumenten und Unternehmen steigt. Der Indikator hat einen Vorlauf von zwei bis drei Quartalen.
Der BDI ist ein Preisindex für die Verschiffungskosten wichtiger Rohstoffe wie Stahl, Eisenerz, Kohle und Getreide auf Standardrouten. Er wird durch das Angebot an frei stehendem Schiffsladeraum und die Hafenkapazitäten beeinflusst. Da Rohstoffe als Vorprodukte am Anfang der Wertschöpfungskette stehen, ist der BDI ein guter Frühindikator für die Weltkonjunktur.
Der Index des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK prognostiziert die Veränderung der monatlichen privaten Konsumausgaben. Hierfür werden 2000 repräsentativ ausgewählte Personen nach ihren Einkommens- und Konjunkturerwartungen befragt.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Chefökonomen zeigten sich wenig überrascht: "Die vom ZEW befragten Finanzmarktanalysten folgten dem negativen Trend an den Finanzmärkten. Die Stimmung ist derzeit aber schlechter als die tatsächliche Lage", sagt VP-Bank-Chefökonom Thomas Gitzel zu den Ergebnissen. "In den USA kann für das erste Quartal sogar mit einer Wachstumsbeschleunigung gerechnet werden. Und auch in der Eurozone gibt es Signale, dass sich die Erholung mit etwas gedrosseltem Tempo fortsetzen wird. Für die deutsche Konjunktur gibt es deshalb auch von internationaler Seite Unterstützungspunkte. Die globale Wirtschaftsentwicklung bleibt sicherlich eine Gratwanderung, doch es fehlt an handfesten Beweisen, dass es jetzt bergab geht."
Zudem hätten sich die jüngsten Turbulenzen und die hohen Schwankungsanfälligkeiten der Finanzmärkte schlichtweg negativ auf die Stimmung der Marktteilnehmer ausgewirkt, sagt Helaba-Chefökonomit Viola Julien: "Per saldo ergibt sich damit eine belastende Indikation für den Ifo-Index, der nächste Woche zur Veröffentlichung ansteht. Spekulationen auf weitere Lockerungsmaßnahmen der EZB dürften vor diesem Hintergrund nicht kleiner werden."