Zinsentscheid Welche Maßnahmen der EZB noch bleiben

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Stopp der SMP-Sterilisation

4.       Sterilisierungs-Stopp

 

Diese Maßnahme gilt im Moment als eine der wahrscheinlichsten. Draghi erklärte allerdings zuletzt, der EZB-Rat habe das Instrument nicht einzeln diskutiert. Es handelt sich dabei um das alte Staatsanleihekaufprogramm SMP. Das wurde 2010 von Draghis Vorgänger Jean-Claude Trichet aufgelegt. Für gut 200 Milliarden Euro sollten Bonds von Krisenstaaten gekauft werden – Staatsfinanzierung per Zentralbankdrucker. Allein deshalb stellte die EZB das Programm relativ zügig 2011 wieder ein. Rund 170 Milliarden Euro an Staatsanleihen hat die Notenbank aber noch in ihren Bilanzen. Aus Angst vor Inflation wird die Liquidität jede Woche „sterilisiert“, Banken legen das Geld wieder bei der EZB an. Für jeden Euro, der in Staatsanleihen floss, sollte also woanders wieder etwas abgeschöpft werden.

Jetzt überlegen die Währungshüter, diese Kompensation zu beenden, die vorhandene Liquidität würde sich entsprechend um etwa 170 Milliarden Euro erhöhen. Als wahrscheinlich gilt diese Variante insbesondere deshalb, weil es in Notenbankkreisen heißt, auch die sonst so kritische Bundesbank wäre da mit im Boot.

Der Instrumentenkasten der EZB

 

5.       Anleihekäufe

Als das letzte erdenkliche Übel bleiben der EZB noch massive Wertpapierkäufe, nach dem Vorbild der US-Notenbank Fed. Schon einmal, im Sommer 2012 in London, kündigte EZB-Chef Draghi an, er werde im Zweifel unter bestimmten Bedingungen unbegrenzt Staatsanleihen kaufen. Bisher musste die EZB davon zwar keinen Gebrauch machen, aber das Programm ist höchstumstritten. Noch immer hat das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe nicht entschieden, ob eine solche Maßnahme verfassungskonform wäre oder nicht. Zunächst wurde mit einer Entscheidung im Februar gerechnet, mittlerweile wurde sie auf April verschoben. Insbesondere geht es dabei um die Frage, ob es sich beim Eingreifen der EZB um Fiskalpolitik handelt, einem Feld, welches der EZB aufgrund ihres Unabhängigkeitsgebots untersagt ist.

Ein Kaufprogramm hat daher kaum Chancen, sich im Rat durchzusetzen und gilt als sehr unwahrscheinlich. Auch Mario Draghi selbst sagte auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos, er sehen keinen Grund dafür, etwas derartiges zu tun.

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