




Im Gespräch mit Spiegel Online hat Clemens Fuest, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim, davor gewarnt, europäische Banken künstlich am Leben zu erhalten. Würden notleidende Banken nicht geschlossen oder mit ausreichend Kapital versorgt, könnten sie keine Kredite mehr vergeben. So ergeht es derzeit den Unternehmen in Spanien, Italien, Portugal oder Griechenland. Die Banken haben zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel und vergeben kaum noch Kredite. "Wer Wachstum haben will, braucht Banken, die das finanzieren", so Fuest. "Mit Zombie-Banken ist das nicht möglich."
Wo es hinführe, wenn Banken mit billigen Krediten der Zentralbank gerade so am Leben erhalten werden, könne man am Beispiel Japans erkennen: Dort habe man sich vor gut 20 Jahren genauso verhalten wie derzeit in Europa. Seit dem stagniere die Wirtschaft und die Schuldenquote sei explodiert. Da nützt es auch nichts, dass Premier Shinzo Abe die Märkte mit Geld fluten lässt. Die Renditen der Staatsanleihen sind seit dem auf Talfahrt, die Aktienkurse spielen verrückt. Fuest warnt gegenüber Spiegel Online explizit vor einer "Japanisierung Europas".
Europa
Um die Banken wieder lebensfähig zu machen, müsste man sämtliche Altlasten offenlegen und die Banken restrukturieren. "Doch dazu fehlt derzeit der politische Wille", so Fuest. Er fordert deshalb eine gemeinsame Lösung für Europas Krisenbanken. "Ein gemeinsamer Abwicklungsfonds ist essentiell dafür, dass die Euro-Zone in Zukunft funktionieren kann", sagt er Ökonom. Nur so könne vermieden werden, dass jeder Staat nach eigenem Gutdünken an seinen kranken Banken herumdoktere und die Gemeinschaft nachher die Konsequenzen zu tragen habe.