Laut Tor Steig, Chefökonom des Arbeitgeberverbandes, profitieren aber nicht alle Norweger gleichermaßen vom Ölboom. „In den Gegenden, die eher im Schatten der Ölwirtschaft stehen – vor allem im Landesinneren – stagniert alles, da steht die Industrie vor großen Herausforderungen“, sagte er dem NDR. Die Herausforderungen liegen vor allem im hohen Lohngefüge und der starken norwegischen Krone begründet. Die starke heimische Währung schwächt die Exportwirtschaft, Importe nehmen weiter zu und verdrängen norwegische Anbieter. Die hohen Gehälter locken zudem Arbeitnehmer aus dem Ausland an und lassen zugleich die Produktion in Billiglohnländer abwandern. Wollen die Arbeitgeber international wettbewerbsfähig bleiben, haben sie keine Wahl.
So lange die Norweger noch auf einem dicken Finanzpolster sitzen, muss es ihnen deshalb nicht schlechter gehen. Noch ist die Arbeitslosenquote mit rund drei Prozent eine der niedrigsten in Europa, die durchschnittlichen Einkommen laut Internationalem Währungsfonds (IWF) mit umgerechnet mehr als 4.800 Euro monatlich im europäischen Vergleich nach Luxemburg und Liechtenstein im Spitzenfeld. Der wachsende Konsum ist eine wichtige Stütze der Wirtschaft, auch der Wohnungsbau floriert angesichts des Wohlstands. Zum Vergleich: IWF-Angaben zufolge liegt das Durchschnittseinkommen in Deutschland bei rund 2600 Euro im Monat.
Kein Wunder, dass dem Soziologen Frones zufolge die Norweger weniger an Karriere interessiert sind, als andere Europäer. Angenehme Arbeitszeiten bei guter Bezahlung spielen ihm zufolge gerade bei jungen Arbeitnehmern eine zunehmend große Rolle. Gleichzeitig geben die rund fünf Millionen Norweger immer mehr Geld für Konsum und fürs Wohnen aus. Der Norweger lässt es sich gut gehen. Statistisch hat fast jeder zehnte Norweger eine Ferienhütte oder ein Sommerhaus. Aber irgendwann wird das Geld knapper werden. Dann könnten die nötigen Jobs schon längst abgewandert sein.
Frones vergleicht die Entwicklung mit einer Geschichte aus Entenhausen. Als Donald Duck und Gustav Gans es wie alle übrigen Bewohner der Erpelmetropole dank ihres Onkels Dagobert zu plötzlichem Reichtum bringen, kündigen sie sofort ihren Job. Und weil es andere ihnen gleichtun, kommt es zum völligen Stillstand. Das Streben nach Wohlstand ist eben ein wichtiger Antrieb. In zu besitzen, dagegen nicht.