
Über das Osterwochenende wurde bekannt, dass Anlegern mit mehr als 100.000 Euro an Anlagen bei der größten zypriotischen Geschäftsbank Bank of Cyprus ein Schnitt von bis zu 60 Prozent droht. Die restlichen 40 Prozent sie sind vorerst für sechs Monate eingefroren. Dies trifft Investoren zusätzlich zu dem erwarteten Schnitt, der ohnehin schon höher als bisher diskutiert ausfällt.
Nach den jüngsten Entwicklungen hat Zypern als Finanzzentrum ausgedient. Die Vorgabe der Troika, dass Zypern seinen überdimensionierten Bankensektor auf den Durchschnitt der Eurozone zurückfahren muss, dürfte schneller als erwartet eintreten. Allerdings ist nicht klar, worauf sich die zypriotische Wirtschaft künftig stützen soll. Ökonomen gehen davon, dass die zypriotische Wirtschaft in diesem Jahr regelrecht einbrechen wird. Das Brokerhaus Exotix erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt 2013 um zehn Prozent fallen wird. Für das kommende Jahr erwartet Exotix ein weiteres deutliches Minus von acht Prozent.
Die Chronik der Zypern-Krise
Zypern bittet die Eurozone um Hilfe, nachdem zwei Banken im Fahrwasser der Griechenland-Krise Verluste von zusammen 4,5 Milliarden Euro machten.
Die EU drängt Zypern, einem Rettungsplan der Troika zuzustimmen. Der Rettungsplan sieht Gehaltskürzungen im öffentlichen Dienst und eine Mehrwertsteuererhöhung vor.
Die zyprische Regierung teilt mit, dass sie Hilfen in Höhe von rund 17 Milliarden Euro benötigt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) drängt Zypern bei einem Besuch zu Reformen.
Zypern wählt und bestimmt den Konservativen Nikos Anastasiades zum neuen Regierungschef der Mittelmeerinsel. Anastasiades gilt als Befürworter des von der EU verlangten Sparkurses.
Die Regierung in Nikosia stimmt einer unabhängigen Prüfung der Finanzströme auf die Insel zu. Zypern reagiert so auf die Vorwürfe, russischen Millionären als Geldwäscheparadies zu dienen.
Die Finanzminister der Eurozone und der IWF wollen Zypern mit bis zu zehn Milliarden Euro unterstützen. Die Differenz muss das Land selbst aufbringen. Zypern entschließt sich für eine Abgabe auf Bankeinlagen, die die insgesamt 5,8 Milliarden Euro bringen soll.
Unter öffentlichem Druck kündigt Zypern an, das Rettungspaket zugunsten der Kleinanleger neu zu verhandeln. Guthaben von weniger als 100.000 Euro sollen unangetastet bleiben. Die Banken bleiben dennoch geschlossen, um panikartige Abhebungen von den Konten zu verhindern.
Die zyprische Regierung beschließt, Bankeinlagen von unter 20.000 Euro von der Zwangsabgabe auszunehmen. Dennoch fällt das Rettungspaket am Abend im Parlament durch.
Zyperns Finanzminister Michalis Sarris verhandelt in Moskau über mögliche Hilfen, die Verhandlungen bleiben ergebnislos. Die Orthodoxe Kirche auf Zypern bietet an, sich finanziell an der Rettung der Insel zu beteiligen.
Zypern will anstelle der Zwangsabgabe einen eigenen Rettungsfonds einrichten. Die EZB erklärt, dass sie die zyprischen Banken ohne internationalen Rettungsplan nur noch bis zum 25. März mit Notkrediten stützen werde.
Am Abend stimmt das zyprische Parlament ersten Maßnahmen eines neuen Rettungsplans zu, darunter einem Gesetz zur Bankensanierung und der Einrichtung eines nationalen Solidaritätsfonds.
Medien berichten über eine Einigung zwischen zyprischer Regierung und Troika auf ein Konzept für die umstrittene Zwangsabgabe auf Bankguthaben.
Präsident Anastasiades reist zu Verhandlungen mit den Euro-Finanzministern nach Brüssel. In der Nacht zum 25. März stimmen die Finanzminister dem Rettungspaket zu.
Am Donnerstag, den 28. März haben die zyprischen Banken nach zwölf Tagen wieder geöffnet. Seit dem 16. März war die Bargeldversorgung nur noch an Geldautomaten möglich. Andere Bankgeschäfte ruhten. Ein Massenansturm auf die Banken blieb aus. Harte Regeln der Notenbank sollen verhindern, dass die Banken sofort nach Öffnung ausbluten. So dürfen pro Person und Konto maximal 300 Euro pro Tag abgehoben werden.
Präsident Nikoas Anastasiades hat ein Wachstumsprogramm mit zwölf Punkten vorgestellt, das jedoch keine Bahn brechenden Vorschläge enthält. So will Anastasiades Direktinvestitionen aus dem Ausland anlocken, indem Großprojekte binnen maximal 30 Tagen genehmigt werden sollen. Außerdem hat er angekündigt, dass Betriebsgewinne, die in Zypern wieder investiert werden, von der Steuer freigestellt werden.
Arbeitslosenquote eindämmen
Anastasiades regt außerdem an, dass Gewerkschaften und Arbeitnehmer ein Ziel vereinbaren sollen, dass 70 Prozent der Beschäftigten Zyprioten sein sollen. Diese protektionistische Maßnahme soll sicherstellen, dass die Arbeitslosenquote in den kommenden Jahren nicht in die Höhe schießt. Aktuell liegt diese bei 14,0 Prozent, wie Eurostat am Dienstag meldete. Allerdings dürfte dieser Wert angesichts der bevorstehenden tiefen Rezession nach Schätzungen von Ökonomen auf über 20 Prozent steigen.
Die Bevorzugung heimischer Arbeitskräfte dürfte schnell an ihre Grenzen stoßen. Bisher sind auf Zypern Arbeitskräfte aus den Philippinen, Sri Lanka und Indien als Kellner und Zimmermädchen, weil sich für die Jobs keine Einheimischen fanden. Ausländer aus anderen EU-Staaten dürfen nicht diskriminiert werden, da sie nach EU-Recht als Inländer gelten.