




Für das EU-Rettungspaket sollen Vermögende in Zypern wohl weit stärker bluten als zunächst angekündigt: Von Guthaben über 100 000 Euro bei der Bank of Cyprus könnten schlimmstenfalls bis zu 60 Prozent verloren gehen. Dies geht aus einem Papier des Finanzministeriums hervor, das der Nachrichtenagentur AP vorliegt. Bankexperten und Beamte aus dem Finanzministerium bestätigten die Informationen am Samstag.
Nach dem Anfang der Woche vereinbarten EU-Hilfspaket sind die ersten 100.000 Euro Bankeinlagen auf jeden Fall sicher. Was darüber hinaus geht, soll bei der Bank of Cyprus mit einer Zwangsabgabe belegt beziehungsweise in Aktien der Bank umgewandelt werden. Wie aus dem Regierungspapier hervorgeht, werden so von Vermögen über 100.000 Euro zunächst 37,5 Prozent abgezweigt. Doch könnten noch einmal bis zu 22,5 Prozent in Beschlag genommen werden, wie es weiter hieß. Dies hänge davon ab, welche Summe letztlich für die Sanierung der Bank benötigt werde.
Punkte des Zypern-Pakets
Im Gegensatz zur ursprünglichen Fassung der Abmachung von Mitte März 2013 wurden Konten mit Guthaben von weniger als 100.000 Euro nicht angerührt. Die geplante generelle Zwangsabgabe auf Konten entfällt.
Zypern sicherte zu, sein aufgeblähtes Bankensystem zu sanieren und deutlich zu verkleinern. Die zweitgrößte Bank Laiki wurde abgewickelt. Der Branchenprimus Bank of Cyprus wurde zurechtgestutzt und übernahm den überlebensfähigen Teil von Laiki. Großanleger, Gläubiger und Anteilseigner mussten sich auf erhebliche Verluste einstellen. Bei der Bank of Cyprus wurden zunächst alle Anlagen von über 100.000 Euro eingefroren. Die Hilfsgelder wurden nicht für Finanzspritzen zugunsten der Bank of Cyprus oder Laiki eingesetzt.
Die Finanzhilfen der Geldgeber umfassen bis zu zehn Milliarden Euro. Der Internationale Währungsfonds will sich beteiligen, eine Summe steht noch nicht fest. Im Gespräch ist rund eine Milliarde Euro.
Sie soll im April stehen. Zuvor müssen nationale Parlamente wie in Deutschland noch zustimmen. Die ersten Auszahlungen aus dem europäischen Rettungsschirm ESM soll es dann im Mai geben.
Zwar könnten die Inhaber der Guthaben über die Bankaktien theoretisch irgendwann ihre Verluste wieder hereinholen. Derzeit sind die Aktien jedoch kaum etwas wert, und es ist offen, ob und in wieweit sie sich jemals wieder erholen.
Der Umbau der Bank of Cyprus und die Schließung des zweitgrößten Bankhauses Laiki sind Teil des Rettungspakets, das die Euro-Länder und der Internationale Währungsfonds mit Zypern ausgehandelt hatten. Mit dem Zugriff auf große Vermögen soll ein Eigenanteil Zyperns von 5,8 Milliarden Euro aufgebracht werden. Im Gegenzug soll der kleine Inselstaat zehn Milliarden Euro Hilfskredite aus dem Euro-Rettungsfonds ESM bekommen.
Zyprische Beamte hatten zuvor erklärt, dass die Besitzer von Guthaben bei Laiki, die zum Teil in der Bank of Cyprus aufgehen soll, bis zu 80 Prozent ihres Vermögens über der 100 000-Euro-Marke verlieren könnten. Für die Einleger der Bank of Cyprus war zunächst nur von 30 bis 40 Prozent die Rede gewesen. Experten glauben, dass es vor allem Unternehmen auf Zypern treffen wird, wenn noch mehr Geld aus den Bankguthaben für die Rettung abgezweigt wird.
„Es ist ein großer Unterschied zwischen 30 und 60 Prozent Verlust“, sagte der Wirtschaftsprofessor Sofronis Clerides. Die Folge könnte eine tiefere Rezession in dem kleinen Mittelmeerstaat sein. Auch gibt es nach wie vor die Sorge, dass reiche Anleger ihr Geld abziehen, sobald die Beschränkungen auf den Kapitalverkehr in etwa einem Monat aufgehoben werden.
Bis Donnerstag hatte die Regierung in Nikosia die Banken des Landes geschlossen gehalten, weil sie einen Ansturm der Sparer befürchtete. Bevor die Geldhäuser wieder öffnen durften, ordnete sie strikte Auflagen für den Geldverkehr an: Bürger und Unternehmer dürfen zunächst nur 300 Euro pro Tag abheben, für Kreditkartenzahlungen im Ausland gibt es eine Obergrenze von 5000 Euro und Reisende, die das Land verlassen, dürfen maximal 1000 Euro in bar mitnehmen. Die Beschränkungen auf den Zahlungsverkehr mit Bank- und Kreditkarten gelten indes nicht im Inland.