Europawahl Strauß-Tochter scheitert mit CSU-Spitzenkandidatur

Die ehemalige bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier ist nach Informationen des Handelsblatts im Machtkampf um die CSU-Spitzenkandidatur bei der Europawahl unterlegen. Das ist auch ein Rückschlag für Parteichef Horst Seehofer.

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Der CSU-Vorsitzende Seehofer hatte Hohlmeier als bekannten „Joker“ in die Liste holen wollen. Quelle: dpa

HB MÜNCHEN. CSU-Chef Horst Seehofer wird am Freitag auf einer Pressekonferenz den Chef der CSU-Europagruppe, Markus Ferber, als Spitzenkandidaten für die Europawahl 2009 vorstellen. Das erfuhr das Handelsblatt aus der CSU-Spitze. Damit konnte sich Parteichef Horst Seehofer nicht mit seinem Wunsch durchsetzen, die Tochter von Franz Josef Strauß, Monika Hohlmeier, auf den ersten Listenplatz für die am 7. Juni anstehenden Europawahlen zu platzieren.

Seehofer hatte Hohlmeier favorisiert, weil er eine Kandidatur der Straußtochter als Versöhnung der CSU mit der Familie von Parteiikone Franz Josef Strauß ansah. Ferber hatte nach Informationen aus der CSU-Spitze jedoch damit gedroht, es notfalls auf eine Kampfkandidatur ankommen zu lassen. Ferber, der auch Bezirksvorsitzender der CSU Schwabens ist, ist seit 1999 Chef der CSU-Europagruppe im Europäischen Parlament.

Seehofer selbst äußerte sich am Dienstag nicht zu der Personalie. Die CSU-Führung will bei einem Treffen am 9. Januar eine komplette Listen-Reihung vorschlagen. Das letzte Wort hat eine Landesdelegiertenversammlung am 17. Januar. Seehofer sagte in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in München lediglich, er wolle eine "schlagkräftige Europaliste". Zugleich rechtfertigte er erneut die Platzierung Hohlmeiers als Europa-Kandidatin in Oberfranken: "Frau Hohlmeier ist eine sehr talentierte und kompetente Politikerin. Wir brauchen in der CSU mehr Frauen." Es gebe aber eben "kaum eine Personalentscheidung, die nicht zu Debatten und Diskussionen führt". Er sei letztlich der Hauptverantwortliche bei Personalentscheidungen.

Die "Augsburger Allgemeine" berichtete, kein einziger CSU-Bezirksverband habe sich intern für Hohlmeier auf der Spitzenposition ausgesprochen. Ferber hatte wiederholt seinen Anspruch auf die Spitzenkandidatur bekräftigt. Hohlmeier war vom oberfränkischen CSU-Vorstand überraschend zur Europa-Kandidatin nominiert worden. Dies löste parteiintern Kritik auch an Seehofer aus, der die Kandidatur gemeinsam mit Guttenberg - der auch oberfränkischer Bezirkschef ist - arrangiert hatte. Hohlmeier, Tochter des früheren Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, war einst bayerische Kultusministerin, trat aber schließlich wegen einer Affäre um gefälschte innerparteiliche Wahlen zurück.

In einer mehrstündigen Sitzung vergangene Woche hatte sich die CSU-Spitze zunächst nicht auf einen Spitzenkandidaten einigen können. Für die CSU ist die Europawahl im kommenden Juni die erste Bewährungsprobe nach dem Verlust der absoluten Mehrheit bei der bayerischen Landtagswahl. Sie könnte dabei an der bundesweiten Fünf-Prozent-Hürde scheitern.

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