Eine positive Wissenschaft müsse sich in Abgrenzung zu einer normativen Wissenschaft durch werturteilsfreie Aussagen über wirtschaftliche Zusammenhänge auszeichnen, postulierte Friedman. Dazu benötige sie Theorien, die sich empirisch überprüfen lassen. Dadurch seien Aussagen über wirtschaftliche Zusammenhänge möglich, die die Basis für wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen sind.
Nach Ansicht Friedmans stehen die Ökonomen in der Bringschuld, in der wirtschaftspolitischen Diskussion "aus allen möglichen Handlungsalternativen die beste auszuwählen", um die gesellschaftliche Wohlfahrt zu steigern. "Jede politische Entscheidung basiert auf einer Prognose ihrer Konsequenzen, und diese Prognose muss auf einer positiven ökonomischen Analyse beruhen", schrieb Friedman. Theorien, die die Mathematik zu einem selbstreferenziellen System verkommen lassen und keine empirisch überprüfbaren Hypothesen liefern, lehnt er als nutzlos ab. So kritisierte er Ende der Achtzigerjahre seine Kollegen am Massachusetts Institute for Technology (MIT) wegen deren formal-mathematischer Ausrichtung. Das MIT, wetterte Friedman, betreibe Ökonomie "als eine Teildisziplin der Mathematik, als eine rein intellektuelle Spielerei".
Beschäftigung mit dem Werken von Keynes
Trotz seines Faibles für harte Fakten war sich Friedman der Grenzen seines Ansatzes bewusst. "Eine wissenschaftliche Hypothese lässt sich empirisch nie bestätigen, sondern allenfalls nicht ablehnen. Egal, wie viel Evidenz ich habe, ich kann nie zu 100 Prozent sicher sein, die Wahrheit gefunden zu haben."
In den folgenden Jahren beschäftigte sich Friedman intensiv mit den Werken von John Maynard Keynes, die damals das Denken der Ökonomen und Politiker beherrschten. Zentral für Keynes’ Theorie war die Vorstellung, der private Sektor sei inhärent instabil. Daher bedürfe es ständiger staatlicher Interventionen, um ihn wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Keynes und seine Jünger führten Arbeitslosigkeit auf eine zu geringe Nachfrage am Gütermarkt zurück. Verantwortlich dafür sei, dass die Konsumquote der Menschen, also der Teil des Einkommens, der in den Konsum fließt, mit steigendem Einkommen sinke. Je reicher eine Volkswirtschaft werde, desto geringer falle die Konsumneigung aus. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage reiche dann nicht mehr, die Produktion auf ein Niveau zu hieven, das Vollbeschäftigung sichert. Aus dieser These leitete Keynes die Forderung ab, der Staat müsse mit zusätzlichen Ausgaben die Nachfragelücke schließen und so für Vollbeschäftigung sorgen.
Friedman brachte dieses keynesianische Theoriegebäude mit seiner 1957 veröffentlichen Arbeit "A Theory of the Consumption Function" zum Einsturz. Während Keynes seine Analyse allein auf theoretische Überlegungen stützte, untermauerte Friedman seine Arbeit mit empirischen Fakten, ganz so, wie er es in seinen methodologischen Werken von einer positiven Wissenschaft gefordert hatte.
Ausgangspunkt seiner Überlegung ist, dass das statistisch gemessene Einkommen eines Haushalts aus einer permanenten und einer transitorischen Komponente besteht. Der permanente Teil entspricht dem langfristig planbaren Einkommen. Der transitorische Teil ergibt sich durch unerwartete Zuflüsse. Ein Beispiel dafür sind Boni oder Dividenden.