Achim Wambach „Nicht immer den mathematischen Einstieg wählen“

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In der Lehre besteht Reformbedarf

Wie bewerten Sie den Zustand der VWL in Deutschland? Teilen Sie die Kritik, dass Ihre Zunft einen einseitigen neoklassischen Mainstream vertritt?

Mangelnde Vielfalt kann man der VWL in der Forschung nicht vorwerfen. Schauen Sie sich nur mal den Boom der Verhaltensökonomie an. Auch in der Makroökonomie mit ihren dynamischen stochastischen Modellen tut sich viel. Gleichzeitig gibt es eine Renaissance der Wirtschaftsgeschichte.

Deutschsprachige Ökonomen und Soziologen des 20. Jahrhunderts

Und was ist mit der Lehre?

Hier sehe ich in der Tat Reformbedarf. Viele Studenten klagen, ihr Studium sei zu sehr auf mathematisch-formale Methodenlehre ausgerichtet. Diese Kritik sollten wir ernst nehmen und die Vielfalt des Faches auch in der Lehre vermitteln. Man muss in einer Vorlesung nicht immer den mathematischen Einstieg wählen. Im Wettbewerbsrecht zum Beispiel könnte man zunächst fragen, warum Kartelle noch vor 100 Jahren erlaubt waren und als positiv galten. Darauf kann dann die mikroökonomische Kartelltheorie aufbauen.

Sie beschäftigen sich unter anderem mit dem Energiemarkt. Wie sehen Sie den aktuellen Streit zwischen Konzernen und Bundesregierung? Sollte der Staat für den Atomausstieg eine Entschädigung zahlen?

Als Ökonom bin ich da gespalten. Einerseits gilt das Primat der Politik, anderseits sind private Eigentumsrechte ein Grundpfeiler der sozialen Marktwirtschaft. Insofern hat das Verfahren einen Präzedenzcharakter. Ich hoffe, unabhängig vom Urteil, dass die Verfassungsrichter präzisere Regeln aufstellen, bis zu welcher Grenze und unter welchen Voraussetzungen ein Staatseingriff in Eigentumsrechte akzeptabel ist.

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