Anleihenkäufe Italienische Notenbank erwartet Fortsetzung des EZB-Programms

Erst in der vergangenen Woche gab es deutliche Kritik der Wirtschaftsweisen, doch die umstrittene Geldpolitik der Europäischen Zentralbank soll vorerst fortgesetzt werden. Das vermutet die italienische Notenbank.

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Das billionenschwere Anleihenkaufprogramm soll fortgesetzt werden. Das behauptet die italienische Notenbank. Quelle: dpa

Rom/Frankfurt Die EZB wird nach Einschätzung der italienischen Notenbank ihre billionenschweren Anleihenkäufe voraussichtlich über den März hinaus fortsetzen. „Die Frage ist, wie stark die gegebenen Grenzen zu erweitern sind“, sagte Luigi Signorini, Vorstandsmitglied der Bank von Italien, am Montag bei einer Anhörung im Parlament. Ein Herunterfahren der Käufe - in der Fachwelt „Tapering“ genannt - hält er dagegen für unwahrscheinlich.
Die Europäische Zentralbank (EZB) erwirbt seit März 2015 in großem Stil Staatsanleihen der Euro-Länder, um die Konjunktur anzuschieben und die aus ihrer Sicht viel zu niedrige Inflation nach oben zu treiben. Das vor allem in Deutschland kritisierte Programm soll noch bis Ende März 2017 laufen und dann ein Volumen von 1,74 Billionen Euro haben. Es wird erwartet, dass der EZB-Rat auf seiner Sitzung im Dezember darüber entscheidet, ob die Transaktionen in die Verlängerung gehen.

Wie umstritten die EZB-Geldpolitik derzeit in Deutschland ist, zeigte vergangene Woche das Jahresgutachten des Sachverständigenrats. Darin kritisierten die Wirtschaftsweisen die weit offenen Geldschleusen als nicht mehr angemessen und forderten ein vorzeitiges Ende der Anleihenkäufe. Dieser Auffassung wird in Europa zum Teil stark widersprochen, wie eine britische Umfrage unter Ökonomen ergab. Danach lehnen 78 Prozent der Befragten die Position des Sachverständigenrats ab, die Geldpolitik solle weniger expansiv werden. An der Erhebung des Forschungsinstituts CFM nahmen 64 Experten teil.
Aktuell erwerben die Euro-Wächter Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Volumen von monatlich rund 80 Milliarden Euro. Griechenland macht sich Hoffnung, auch bald Teil des Programms zu sein. Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte am Wochenende gesagt, Anleihen seines Landes könnten ab dem ersten Quartal 2017 aufgenommen werden. Dies drückte am Montag die Rendite zweijähriger griechischer Titel um etwa einen halben Punkt auf 4,817 Prozent. Die Rendite der zehnjährigen Papiere büßte fast genau so stark ein.

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