Arbeitsmarkt Beschäftigungsrekord trotz Konjunkturflaute erwartet

Die meisten zusätzlichen Stellen werden für den Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit vorausgesagt. Quelle: dpa

Die Forscher der Arbeitsagentur rechnen dieses Jahr mit 375.000 neuen Erwerbstätigen. Dennoch wird auch die Arbeitslosenquote wohl weiter zunehmen.

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Das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit rechnet trotz der wackligen Konjunktur mit einer Rekordbeschäftigung in Deutschland. Die Zahl der Erwerbstätigen werde in diesem Jahr um 375.000 auf 45,945 Millionen steigen, sagte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Freitag in seiner Frühjahrsprognose voraus.

Gleichzeitig geht es davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt stagnieren wird, nachdem es 2022 noch um 1,8 Prozent gewachsen ist. „Angesichts der gestiegenen Arbeitskräfteknappheit versuchen viele Betriebe, ihre Beschäftigten selbst in konjunkturellen Schwächephasen zu halten“, sagte IAB-Experte Enzo Weber. „Sowohl die Zahl der Erwerbstätigen als auch die der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erreicht neue Höchststände.“

Die Zahl der Arbeitslosen dürfte dagegen steigen, und zwar um 108.000 auf 2,526 Millionen – „unter anderem aufgrund der Registrierung ukrainischer Geflüchteter in der Grundsicherung“ wie Weber sagte. „Auch nach dem Auslaufen von Integrationskursen münden etliche dieser Personen zunächst in Arbeitslosigkeit.“ Die Erwerbslosenquote werde von 5,3 auf 5,5 Prozent steigen.

von Henrike Adamsen, Varinia Bernau, Jannik Deters, Karin Finkenzeller, Dominik Reintjes

Dem IAB zufolge dürfte in den meisten Branchen mehr Beschäftigung aufgebaut werden. Die meisten zusätzlichen Stellen werden für den Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit vorausgesagt. „Nur im Bereich Erbringung von Finanz- und Versicherungsleistungen erwarten wir für 2023 aufgrund von Konsolidierungsmaßnahmen sowie der fortschreitenden Digitalisierung einen leichten Rückgang“, sagte Weber.

Arbeitskräfteknappheit durch Babyboomer-Rente

Die akute Personalmangellage in den Corona-betroffenen Branchen – etwa Gastronomie und Handel – dürfte sich mit der Zeit entspannen und am Jahresende ihr Vorkrisenniveau erreichen. „Aber die grundsätzliche Arbeitskräfteknappheit wird sich noch verschärfen, wenn die Babyboomer in Rente gehen“, sagte Weber. Ohne jeglichen Ausgleich wie durch Migration und steigende Erwerbsbeteiligung würde das Arbeitskräftepotenzial bis 2035 aus rein demografischen Gründen um knapp sieben Millionen im Vergleich zu 2021 zurückgehen.

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Deshalb müsse mehr getan werden – etwa Ältere länger im Job halten oder die berufliche Entwicklung von Frauen stärken. „Die Zuwanderung sollten wir mit einer offenen Migrationspolitik fördern und die Integration der Zugewanderten in Deutschland verbessern“, sagte Weber. Bei Arbeitskräfteknappheit komme es zudem auf Produktivitätssteigerungen an, vor allem über Investitionen in die Qualifizierung der Beschäftigten und in Technologie wie intelligente Digitalisierung.

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