
Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, erwartet im nächsten Jahr für den Euro-Raum eine stärkere wirtschaftliche Dynamik. „Der Aufschwung im Euro-Raum dürfte sich sogar leicht beschleunigen“, schreibt Weidmann in einem Gastbeitrag für die Wirtschaftswoche. Zur Begründung erklärte Weidmann: „Zwei Faktoren stärken die Wirtschaft: Zum einen stützen die stark gefallenen Rohölpreise die Konjunktur. Denn die Verbraucher haben mehr Geld in der Tasche und angesichts der verbesserten Arbeitsmarktlage nutzen sie dies auch für steigende Konsumausgaben. Zum anderen stimuliert die sehr expansive Geldpolitik die Konjunktur. Unternehmen können Investitionen günstiger finanzieren, und die Abwertung des Euro führt dazu, dass eigene Exporte im Ausland billiger werden.“ Mit Blick auf die deutsche Konjunktur äußerte Weidmann: „Das nutzt auch der deutschen Wirtschaft, denn sie ist mit vielen wettbewerbsfähigen Produkten auf den Weltmärkten vertreten. Auch deshalb ist der Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands zuletzt auf acht Prozent gestiegen.“
Die „schlechte Nachricht“ sei, so Weidmann: „Der Aufschwung ist zu schwach, um die Arbeitslosigkeit im Euro-Raum durchgreifend zu senken. Zum Ende dieses Jahres sind im Euro-Raum fast sechs Millionen mehr Menschen ohne Arbeit als vor der Finanz- und Schuldenkrise.“ Auch im achten Jahr nach Beginn der Krise liege die Wirtschaftsleistung in nicht wenigen Ländern des Euro-Raums weiterhin unter dem Vorkrisenniveau, so Weidmann. „Die Krise ist noch nicht überwunden“, fügte der Bundesbankpräsident hinzu.