
Trotz der Flüchtlingskrise will die Koalition neue Schulden im Bundeshaushalt weiter vermeiden. Für kommendes Jahr verständigte sich der Haushaltsausschuss des Bundestags in der Nacht auf einen Budget-Entwurf ohne neue Kredite.
"Die schwarze Null 2016 steht trotz Flüchtlingskrise", sagte der Chefhaushälter der CDU/CSU-Fraktion, Eckhardt Rehberg. Mit den letzten Änderungen des Ausschusses am Etatentwurf der Regierung ist der Weg frei für die Verabschiedung des Haushalts im Bundestag Ende November.





Insgesamt soll die Bundesregierung im kommenden Jahr 316,9 Milliarden Euro ausgeben dürfen, nach 306,9 Milliarden Euro in diesem Jahr. Weil keine neuen Kredite aufgenommen werden, müssen die regulären Einkünfte - vor allem Steuern - ausreichen. Ob die Rechnung aufgeht, hängt allerdings maßgeblich davon ab, wie viele Flüchtlinge noch nach Deutschland kommen. Vorsorglich hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble deshalb bereits betont, dass die Bewältigung der Flüchtlingskrise im Zweifel Vorrang haben werde vor der "schwarzen Null" in seinem Etat.
Gegenüber dem ursprünglichen Budget-Entwurf der Regierung stockte der Haushaltsausschuss die Mittel zur Bewältigung des Flüchtlingszustroms noch einmal deutlich auf. So erhält das Bundesinnenministerium 2016 insgesamt rund eine Milliarde Euro mehr. Zusätzliches Geld und Personal bekommen das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), die Sicherheitsbehörden und das Technische Hilfswerk (THW). Zudem werden noch einmal 293 Millionen Euro mehr für Integrationsmaßnahmen ausgegeben. Bis 2018 sind außerdem 165 Millionen Euro für drei Schiffe der Bundespolizei eingeplant. Das Auswärtige Amt erhält rund 450 Millionen Euro zusätzlich für humanitäre Hilfe etwa in Flüchtlingslagern und Krisenprävention.
Zur Finanzierung der Flüchtlingskosten steht dem Bund im nächsten Jahr eine Rücklage von rund 6,1 Milliarden Euro zur Verfügung, die aus Überschüssen in diesem Jahr gebildet wird.
Der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Johannes Kahrs, sagte, die Koalition habe gezeigt, dass sie die Aufgaben im Zusammenhang mit den Flüchtlingen offensiv angehe und trotzdem zu ihren Versprechen stehe, etwa bei der sozialen Wohnungsbauförderung oder der Kinderbetreuung. Im Haushalt 2016 wird auch die Steuerentlastung der Bürger in Höhe von gut fünf Milliarden Euro umgesetzt, die sich vor allem aus der Anhebung des steuerfreien Grundfreibetrags ergibt. Hinzu kommt eine Korrektur der "kalten Progression", durch die Arbeitnehmer schleichend in eine höhere Steuerbelastung geraten. Außerdem steigt die Koalition mit 3,1 Milliarden Euro in ihr vor einem Jahr angekündigtes Investitionsprogramm zur Sanierung von Straßen und Schienen von insgesamt zehn Milliarden Euro ein.