Chefvolkswirt EZB will Griechenland-Gewinn weiterreichen

Die Europäische Zentralbank betont in der Griechenlandkrise Selbstverständliches. Ein möglicher Gewinn aus Hellas-Anleihen soll an die Mitgliedsländer ausgeschüttet werden. Das gilt aber generell für den Gewinn der Bank.

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Eine griechische 2-Euro-Münze. Quelle: dapd

Frankfurt Nach EZB-Präsident Mario Draghi hat sich nun auch das neue EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré für einen indirekten Beitrag der Zentralbank an der Umschuldung Griechenlands ausgesprochen. Jeder Gewinn, den die Europäische Zentralbank (EZB) mit den von ihr gehaltenen griechischen Staatsanleihen erziele, solle an die Mitgliedsländer der Währungsunion verteilt werden, sagte Cœuré der französischen Tageszeitung „Liberation“. „Sollte es einen Gewinn geben, dann soll dieser - wie immer bei sich aus der Geldpolitik ergebenden Einnahmen - an die Staaten verteilt werden. Diese könnten dann damit einen Beitrag zur Nachhaltigkeit der griechischen Schulden leisten.“

Die EZB hält griechische Staatsanleihen mit einem Nennwert von rund 50 Milliarden Euro. Da sie diese Papiere seit Mai 2010 zu deutlich niedrigeren Kursen gekauft hat, kann sie Buchgewinne realisieren. Schätzungen gehen von etwa zwölf Milliarden Euro aus. Zudem fließen der EZB wie jedem anderen Gläubiger Zinszahlungen zu. Zuletzt hatte unter anderem der Internationale Währungsfonds (IWF) gefordert, dass die Zentralbank einen Beitrag zum Schuldenschnitt Griechenlands leistet.

Notenbankchef Draghi hatte vergangene Woche wie nun Coeure Gewinnausschüttungen vorgeschlagen. Solche Ausschüttungen sind üblich und werden jedes Mal vorgenommen, wenn ein Gewinn anfällt. Dabei verteilt die EZB Gewinne nach einem festgelegten Kapitalschlüssel an die Notenbanken der aktuell 17 Euro-Länder. Diese leiten das Geld nach bestimmten Regeln an die Nationalstaaten weiter. Über dieses Verfahren könnte die EZB nun auch die Gewinne aus ihrem Griechenland-Engagement für die Umschuldung Athens verwenden. Verluste durch die Beteiligung an einem Schuldenschnitt muss die EZB unbedingt vermeiden, da sie damit verbotene Staatsfinanzierung betreiben würde.

Cœuré bekräftigte Aussagen anderer Notenbanker, dass die EZB nicht bereit sei, dieses Tabu zu brechen und einen Verlust durch einen Schuldenschnitt zu akzeptieren: „Das Eurosystem hat seit Mai 2010 eine aus griechischen Anleihen bestehende Position aufgebaut mit dem Ziel, das gute Funktionieren der Finanzmärkte in Griechenland wiederherzustellen, damit die Geldpolitik korrekt auch nach Griechenland übertragen wird. Es handelt sich nicht um ein Investment (...) Deshalb steht es außer Frage, dass es nach den Parametern behandelt wird, die für den Privatsektor gelten.“

Der Beitrag der privaten Gläubiger - vor allem Banken und Versicherungen - soll nach Informationen aus Finanzkrisen am Mittwoch festgezurrt werden. Sie müssen voraussichtlich einen Abschlag von 70 Prozent hinnehmen. Eine Weitergabe der Hellas-Bonds an den Rettungsfonds EFSF hatte Draghi vergangene Woche so gut wie ausgeschlossen. Nach seinen Worten will die Zentralbank die Anleihen nämlich bis zur Fälligkeit in ein paar Jahren halten. Zudem würde eine solche Transaktion die Feuerkraft des EFSF reduzieren, was nicht im Interesse der Regierungen ist. Da sich aber leicht ausrechnen lässt, wie viel die EZB durch die Bonds einnehmen wird, könnten die Nationalstaaten das Geld schon jetzt an Griechenland geben, welches ihnen in den kommenden Jahren von der EZB und den nationalen Notenbanken zufließen wird.

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