




Wiewohl die Pekinger Zentralregierung neuerdings beim Wachstum vorsichtig auf die Bremse drückt – unter deutschen Unternehmern ist das Interesse am China-Geschäft gewaltig wie nie. Darauf lässt auch der Andrang beim China-Kongress der WirtschaftsWoche schließen, den Deutschlands globales Wirtschaftsmagazin am Mittwoch zusammen mit Deutsche Post DHL in Düsseldorf ausrichtet: Knapp 100 Unternehmer debattieren bei der ausgebuchten Veranstaltung über Chancen und Risiken im Reich der Mitte. Grob die Hälfte der Teilnehmer ist längst in China unterwegs, die andere Hälfte denkt zumindest darüber nach.
Für die Deutsche Post DHL ist China ein Mekka des Wachstums: Mehr als vier Milliarden Euro setzt der Logistik-Konzern jährlich um – und Vorstandschef Frank Appel erwartet bis 2015 weiterhin ein weiter „gigantisches Wachstum“. Sein China-Geschäft soll bis dahin um zehn Prozent per anno zulegen. „Ich bin weit davon entfernt zu glauben, dass der China-Boom nachlassen wird“, erzählt Appel.

Es geht um Marktvolumina in Billionenhöhe
Deutschlands Post ist seit 1980 in China vor Ort. 1984 begleitete Roland Tichy, heute WirtschaftsWoche-Chefredakteur und Moderator beim China-Kongress, den damaligen Postminister Christian Schwarz-Schilling (CSU) noch auf Dienstreise ins zentralchinesische Chengdu. „Dorthin hat er damals eine Sortiermaschine für 24 Millionen D-Mark verkauft“, so Tichy. Heute indes gehe es um Marktvolumina in Billionenhöhe – und nicht mehr nur um den Verkauf von Maschinen. Allein das Logistik-Geschäft, so eine Studie von DHL, soll dem Volumen nach bis 2015 auf 419 Milliarden Euro wachsen.
Aktuell sind rund 5.000 deutsche Unternehmen vor Ort in China präsent – aber nur ein Bruchteil leistet sich dort eine eigene Fabrik. Ein 175 Millionen Euro teures Logistik-Zentrum, wie es Deutschlands globaler Postkonzern nahe des Shanghaier Flughafens Pu Dong derzeit baut, könnten die meisten deutschen Mittelständler sowieso nicht stemmen.





Acht Prozent Wachstum zum Trotz lassen sich die China-Risiken im Stakkato lesen: Patentschutz, Personalmangel, Partnersuche, Rechtsunsicherheit, Korruption, freilich auch die kulturellen Unterschiede zwischen Fernost und West, sowie die Sprachbarriere – ein China-Investment ist gerade für den deutschen Mittelstand kein Spaziergang. Zugleich muss auch in Deutschland jeder Unternehmer auf China gefasst machen – und sei es, weil auch am Heimatmarkt künftig immer mehr chinesische Unternehmen als Wettbewerber auftreten.