




„Wir erleben derzeit einen fundamentalen Wechsel in der deutschen Lohnpolitik. Die Ära sehr niedriger Lohnabschlüsse ist vorbei“, sagte der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, der WirtschaftsWoche. „Die Tarifentgelte in Deutschland dürften im Durchschnitt der kommenden zehn Jahre deutlich stärker steigen als bisher.“
Konjunktur
Negative Folgen für die Unternehmen durch die steigenden Arbeitskosten sieht der Ökonom vorerst nicht. „Die Löhne bei uns dürften merklich zulegen, ohne dem Arbeitsmarkt auf den ersten Blick nennenswert zu schaden.“ Das liege daran, dass „die Geldpolitik die Lohnpolitik derzeit überlagert.“ Der EZB-Leitzins sei mit 1,0 Prozent für Deutschland geldpolitisch „viel zu niedrig“, ermögliche aber den Unternehmen, die hohen Lohnabschlüsse zu tragen. „Die niedrigen Zinsen befeuern die Nachfrage und machen höhere Löhne für die Unternehmen finanzierbar“, so Krämer.
Der Ökonom mahnt die Tarifparteien trotzdem zu Zurückhaltung. Durch steigende Löhne „verteuert sich Arbeit relativ zu Kapital. Wenn die Zinsen irgendwann wieder steigen, kann es ein böses Erwachen geben.“